Freitag, 18. Mai 2012

Teil 70


Mein Wecker klingelte viel zu früh. Ich war es noch nicht gewohnt, nach den Sommerferien, in aller Frühe aufzustehen, um mich für die Schule fertig zu machen. Es sind jetzt ca. vier weitere Wochen vergangen und es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie … oder ihn gedacht habe. Nicht mal der Tag, als ich neu in die weiterführende Schule kam, lenkte mich von meinem immer und immer wiederkehrenden Gedanken ab.
Ich stand auf, um mich für die Schule fertig zu machen. Nachdem ich merke, dass ich viel zu Lange im Bad war, war keine Zeit mehr für Frühstück, es sei denn, der Bus sollte ohne mich abfahren. Also schnappe ich mir meine Tasche und die Schulsachen, die ich für heute brauchte und verließ zügig das Haus. Als ich an der Schule ankam warteten auch schon gleich ein paar neue Mitschüler auf mich. Es war nicht schwer, neue Leute kennenzulernen, obwohl ich ehrlich gesagt, am Anfang etwas angst hatte. Welche sich jetzt als völlig unbegründet raus stellte. Einer meiner neuen Mitschüler kannte ich bereits. Austin. Ja, ich war ziemlich überrascht, als ich am ersten Schultag Austin in meiner Klasse sah. Doch irgendwie war es auch beruhigend, jemanden schon zu kennen. In den Ferien hatten wir uns noch öfter getroffen, was nicht zuletzt Mare´s verdienst war, da sie einen Vorwand brauchte, um Nicki wieder zu sehen. Von einem zum anderen Treffen verstanden wir uns eigentlich immer besser, eigentlich. An manchen Tagen war es für mich kaum auszuhalten mit anderen unterwegs zu sein. Die Tatsache, dass meine naja, ehemals beste Freundin nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, setzte mir mehr zu, als ich es nach außen hin zugab. Und heute?! Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich einfach im Bett liegen bleiben können. Obwohl ich mich immer und immer wieder fragte, in welchem Verhältnis Basti nach all dem zu Chantal hatte, traute ich mich nicht einen von beiden anzurufen. Chantal nicht, weil ich wusste, dass sie sowieso nicht dran gehen würde und Basti nicht, weil ich einfach angst hatte, mit ihm zu reden. Austin riss mich aus meinen Gedanken.
'Guten Morgen.'
'Morgen.' Es war nur ein leises Murmeln, aber ich war mir sicher, dass er es verstand.
'Wie geht’s dir?
'Hervorragend, dir?'
'Mhm. Im Gegensatz zu dir, geht es mir wirklich gut.' Und damit war unser Gespräch vorerst beendet. Schule war nicht weiter interessant. Deutsch, Englisch dann eine Freistunde, Berufsbezogenes Fach und zum Schluss, als ging es mir nicht schon schlecht genug war auch noch eine Doppelstunde Mathe an der Reihe. Gott sei Dank saß ich in Mathe neben Vanessa, die ziemlich gut mit dem Thema klar kam, was für mich zum Vorteil war. Nachdem auch endlich die zwei schlimmsten Stunden des Tages um waren konnte ich endlich wieder nach Hause. Zum Glück mussten wir nicht lange auf unseren Bus warten, sodass ich innerhalb der nächsten halben Stunde zu Hause ankommen würde. Grade als ich die Tür aufschloss klingelte mein Handy.
'Süße. Was ist los?'
'Hey. Ehm nichts, was soll los sein?'
'Naja. Ich hab grad die Tür aufgeschlossen und du bist nie vor mir zu Hause oder so.'
'Ja. Ich hab mir Frei genommen...'
'Okay. Also ist doch was? Bist du krank? Soll ich vorbei kommen?'
'Nein. Mir fehlt nichts. Nur... kann ich vielleicht zu dir kommen?'
'Ja klar, wieso denn nicht? Ich bin grade auf dem Weg in mein Zimmer, du kannst dann hinten durch gehen, okay?'
'Warte!'
'Worauf bitte?' Lachend ging ich die letzten Stufen der Treppe hoch.
'Warte bis ich da bin, ja?'
'Wieso de...' Ungläubig betrachtete ich die Jacke, die auf der kleinen Kommode lag.