Freitag, 18. Mai 2012

Teil 70


Mein Wecker klingelte viel zu früh. Ich war es noch nicht gewohnt, nach den Sommerferien, in aller Frühe aufzustehen, um mich für die Schule fertig zu machen. Es sind jetzt ca. vier weitere Wochen vergangen und es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie … oder ihn gedacht habe. Nicht mal der Tag, als ich neu in die weiterführende Schule kam, lenkte mich von meinem immer und immer wiederkehrenden Gedanken ab.
Ich stand auf, um mich für die Schule fertig zu machen. Nachdem ich merke, dass ich viel zu Lange im Bad war, war keine Zeit mehr für Frühstück, es sei denn, der Bus sollte ohne mich abfahren. Also schnappe ich mir meine Tasche und die Schulsachen, die ich für heute brauchte und verließ zügig das Haus. Als ich an der Schule ankam warteten auch schon gleich ein paar neue Mitschüler auf mich. Es war nicht schwer, neue Leute kennenzulernen, obwohl ich ehrlich gesagt, am Anfang etwas angst hatte. Welche sich jetzt als völlig unbegründet raus stellte. Einer meiner neuen Mitschüler kannte ich bereits. Austin. Ja, ich war ziemlich überrascht, als ich am ersten Schultag Austin in meiner Klasse sah. Doch irgendwie war es auch beruhigend, jemanden schon zu kennen. In den Ferien hatten wir uns noch öfter getroffen, was nicht zuletzt Mare´s verdienst war, da sie einen Vorwand brauchte, um Nicki wieder zu sehen. Von einem zum anderen Treffen verstanden wir uns eigentlich immer besser, eigentlich. An manchen Tagen war es für mich kaum auszuhalten mit anderen unterwegs zu sein. Die Tatsache, dass meine naja, ehemals beste Freundin nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, setzte mir mehr zu, als ich es nach außen hin zugab. Und heute?! Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich einfach im Bett liegen bleiben können. Obwohl ich mich immer und immer wieder fragte, in welchem Verhältnis Basti nach all dem zu Chantal hatte, traute ich mich nicht einen von beiden anzurufen. Chantal nicht, weil ich wusste, dass sie sowieso nicht dran gehen würde und Basti nicht, weil ich einfach angst hatte, mit ihm zu reden. Austin riss mich aus meinen Gedanken.
'Guten Morgen.'
'Morgen.' Es war nur ein leises Murmeln, aber ich war mir sicher, dass er es verstand.
'Wie geht’s dir?
'Hervorragend, dir?'
'Mhm. Im Gegensatz zu dir, geht es mir wirklich gut.' Und damit war unser Gespräch vorerst beendet. Schule war nicht weiter interessant. Deutsch, Englisch dann eine Freistunde, Berufsbezogenes Fach und zum Schluss, als ging es mir nicht schon schlecht genug war auch noch eine Doppelstunde Mathe an der Reihe. Gott sei Dank saß ich in Mathe neben Vanessa, die ziemlich gut mit dem Thema klar kam, was für mich zum Vorteil war. Nachdem auch endlich die zwei schlimmsten Stunden des Tages um waren konnte ich endlich wieder nach Hause. Zum Glück mussten wir nicht lange auf unseren Bus warten, sodass ich innerhalb der nächsten halben Stunde zu Hause ankommen würde. Grade als ich die Tür aufschloss klingelte mein Handy.
'Süße. Was ist los?'
'Hey. Ehm nichts, was soll los sein?'
'Naja. Ich hab grad die Tür aufgeschlossen und du bist nie vor mir zu Hause oder so.'
'Ja. Ich hab mir Frei genommen...'
'Okay. Also ist doch was? Bist du krank? Soll ich vorbei kommen?'
'Nein. Mir fehlt nichts. Nur... kann ich vielleicht zu dir kommen?'
'Ja klar, wieso denn nicht? Ich bin grade auf dem Weg in mein Zimmer, du kannst dann hinten durch gehen, okay?'
'Warte!'
'Worauf bitte?' Lachend ging ich die letzten Stufen der Treppe hoch.
'Warte bis ich da bin, ja?'
'Wieso de...' Ungläubig betrachtete ich die Jacke, die auf der kleinen Kommode lag. 

Montag, 23. April 2012

Teil 69

Es war noch früh am Morgen, als mich die Klingel unserer Haustür weckte. Natürlich hatte ich keine Ahnung wer es war. Umso erstaunlicher fand ich es, als mich meine Mutter runter rief. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es nun doch gar nicht mehr so früh war, wie ich anfangs dachte. Also zog ich mich in Lichtgeschwindigkeit um. Nachdem ich laufend am unteren Ende der Treppe ankam stand er auch schon da...

Was wollte er bitte hier? Ungläubig starrte ich ihn an.
'Guten Morgen, tut mir leid, falls ich dich irgendwie geweckt habe oder so...'
'Was machst du denn hier?' Ich ließ es zwar nicht absichtlich so unfreundlich klingen, aber in meinem Kopf war völliges Chaos. Wieso er? Wieso hier?
'Naja...' begann er. 'Ich wollte sehen, wie es dir geht... Ich mein, gestern...' Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden.
'Woher heißt du wo ich wohne?' Meine abstoßend kalte Art erschrak mich selber etwas, aber sollte ich so tun, als wäre nie irgendwas passiert? Vielleicht regiere ich manchmal auch was über, doch in so Momenten, wenn man nicht weiß was man tun oder sagen soll, ist das wahrscheinlich Menschlich. Trotz allem ließ er sich nicht verunsichern.
'Also, vielleicht hast du es ja gemerkt oder so. Nicki versteht sich halt sehr...' Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach. '...sehr gut mit Mare. Ich schätze fast er mag sie ein bisschen zu sehr.' Der letzte Satz ist ihm höchst wahrscheinlich nur so raus gerutscht, denn es klang so, als würde er lediglich laut denken. Deswegen überhörte ich den letzten Satz einfach und wartete. Nach einiger Zeit des Schweigens, war ich es, die Antwortete.
'Dass beantwortet aber keineswegs meine Frage.' Natürlich konnte ich mir denken, was er damit Ausdrücken wollte und klar wusste ich, dass sich Mare gut mit Nicki verstand.
'Nunja. Da er sich ja so gut mit ihr versteht, dachte ich, ich frag ihn, ob er sie fragen kann wo du wohnst...' Ich machte einen Ansatz um ihn zu unterbrechen, aber er redete weiter.
'...bevor du mich unterbrichst, hör mir bitte kurz zu, ja?' Ohne es wirklich zu wollen, nickte ich schließlich und ließ ihn reden.
'Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Eigentlich auch schon gestern, aber dazu bin ich ja nicht gekommen. Also... es tut mir wirklich leid. An dem Abend hatten wir alle ziemlich viel getrunken und normalerweise sind wir nicht so. Keine Ahnung was uns beziehungsweise mich da... veranlasst hat. Ich hoffe du kannst uns und besonders mir verzeihen, irgendwie.'
'Du solltest dich eher bei ihm entschuldigen, schließlich wolltest du... was von ihm.'
'Würde ich ja, aber ich kenne ihn nicht.'
'Und mich schon?'
'Nein. Nicht richtig. Aber als ich dich gestern gesehen hab... Ich weiß auch nicht. Ich finde du bist ein nettes Mädchen und alles und dann warst du so, wie soll ich sagen, nicht bei der Sache, ich hoffe, dass es wegen uns war oder so.'
'Nein es war nicht wegen euch. Aber ich bitte euch einfach, dass nicht mehr zu machen. Schon gar nicht, bei unterlegenen kleineren Jungen oder so.'
'Das war `ne echt dumme Aktion, wir wissen das und es wird auch nie mehr vorkommen. Wie gesagt, es tut mir wirklich sehr leid.'
'Ja. Ist okay. Ich habs jetzt verstanden. Ich würde mich dann jetzt gerne, richtig fertig machen ect. Also wenn nichts mehr ist?!'
'Nein, nein. Entschuldigung falls ich gestört habe. Ich hoffe wir sehen uns.'
Als er dann weg war, ging ich in die Küche, um mir was zu essen zu machen. Nachdem ich dann wieder in meinem Zimmer ankam, nahm ich mein Handy um Mare anzurufen.
Adam – Adriana – Aileen – Alina – Bea – Caitlyn – Caro – Chantal... Ein einziger Name schaffte es, all die Erinnerungen sofort wieder aufleben zu lassen. Natürlich dachte ich jeden Tag an sie, doch manchmal, wenn ich es grade verdrängt habe und mich auf etwas zu konzentrieren versuche, kommt irgendwas und es ist alles wieder da. Automatisch flossen Tränen über meine Wangen. Ob sie schon wusste, dass ich wieder zu Hause bin? Ob Basti schon mit ihr geredet hat? Haben sie sich schon vertragen? Ich vermisse sie. Sie fehlt einfach hier. Unvorstellbar sie nicht mehr in meinem Leben zu haben.

Sonntag, 15. April 2012

Teil 68

Als wir wieder rein kamen, waren alle Augen auf uns gerichtet. Ruckartig verschwand mein Lächeln. Langsam begaben wir uns in Richtung Tisch. Besorgt kam Austin uns entgegen.
'Alles okay bei euch?' Ich zwang mich zu lächeln. Er sollte sich keine Sorgen machen, schon gar nicht um mich.
'Ja alles gut. Lass und wieder setzen, ja?' Sofort wendete ich meinen Blick ab und setzte mich auf meinen Platz. Bevor auch jemand anderes etwas sagen konnte klingelte ein Handy. Dass es ausgerechnet mein´s war, nahm ich irgendwie als Erleichterung auf. Vielleicht würde es meine Flucht aus deren Gedächtnis verblassen lassen. Ohne auch nur auf die Nummer zu achten ging ich ohne zu zögern ran.
'Ja?'
'Bitte leg nicht gleich wieder auf.' Basti. Verwirrung in meinem Kopf. Was sollte ich tun? Mit ihm reden? Jetzt? Nachdem ich nicht antwortete, folgte ein weiteres '...bitte.' Ein Blick zu Mare verriet mir, dass sie genau wusste, dass Basti grade am anderen Ende der Leitung war. Ein zögernder Blick meinerseits, ein kurzes zustimmendes Lächeln ihrerseits. Ein Blick sagt eben mehr, als 1000 Worte.
Ein leises zitterndes 'Moment...' brachte ich zu Stande und stand erneut auf. Fragende Blicke streiften mich. 'Bin gleich wieder da.' Als ich in Richtung der neben Tische unterwegs war, hörte ich nur ein leises 'Was war das denn grade?' Mare ging Gott sei Dank nicht groß darauf ein. Ein knappes 'Wir verstehen uns auch ohne Worte.' lies das Thema, ohne weitere Kommentare enden. Schließlich widmete ich mich meinem Handy und somit Basti.
'Jetzt, können wir reden.' Ich lies es, unabsichtlich, etwas genervt klingen. Nach einer kleinen Pause, antwortete er.
'...ich vermisse dich.' Schlagartig stiegen mir Tränen in die Augen, doch ich überspielte seine Aussage.
'Wieso rufst du an?'
'Hör auf die Kalte zu spielen, denn das bist nicht du.' Stille.
Nach einem leisen seufzen, war es wieder Basti, der das Wort ergriff.
'Ich muss doch wissen, ob es dir gut geht! Du bist mitten in der Nacht, einfach Weg. Ohne ein Wort. Statt dir finde ich morgens diesen Brief.'
'Hast du ihn gelesen.'
'Klar hab ihn gelesen, aber das...' Ich lies ihn erst gar nicht aussprechen.
'Dann kennst du ja, meine Gründe. Ich konnte nicht anders.'
'Du konntest nicht anders? Natürlich, es gibt immer einen Weg. Ich dachte du liebst mich?' Ein Schlag in den Magen. Zweifelte er etwa an meinen Gefühlen für ihn?
'Was? Hallo? Man, natürlich liebe ich dich. Ich hab es, ich tu es und ich werde es. Aber Chantal ist mir nicht egal! Sie ist meine beste Freundin, sie ist wie eine Schwester für mich. Sie ist mir verdammt wichtig, verstehst du das denn gar nicht? Kannst du nicht ein bisschen nach voll ziehen wie ich mich fühle?'
Plötzlich stand Maik hinter mir. Erschrocken fuhr ich zusammen.
'Ist alles gut? Du sieht ziemlich... naja.... fertig aus, oder so.' Geschockt wand ich mich an Basti.
'Wir reden wann anders, ok?' Ich legte auf und ging wieder zurück zu den anderen. Als Mare mein Gesicht sah, packte sie sich unsere Jacken und Taschen und kam zu mir rüber. 'So Jungs wir sind dann mal weg. Wir sehen uns.' Gott, was für ein Engel. Wie gut sie mich einfach nur kannte. Wir zogen uns an und gingen in Richtung Ausgang, als Austin uns hinter her kam.
'Wartet mal kurz..' Langsam drehten wir uns zu ihm um.
'Tut mir leid, dass er dich... gestört hat...'
'Nicht so schlimm, wir waren eh so gut wie fertig.'
'Sehen wir uns wieder?' Mare antwortete an meiner Stelle.
'Ja, du hast mir ja eben deine Nummer gegeben, ich geb´ sie ihr, sie wird sich dann melden, okay?' Er nickte.
'Wir sind dann los.' Schnell umarmte ich ihn noch, bevor wir dann wirklich losgingen. Da Mare´s Bruder in der Gegend war, dauerte es nicht mehr so lange, bis er da war, um uns wieder mit nach Hause zu nehmen.

Dienstag, 6. März 2012

Teil 67

Als wir dann nach 5 Minuten in das Anschließende Café gingen, dauerte es nicht lange bis sich weitere zwei Jungen zu uns gesellten. Als ich die zwei Jungen schon das erste Mal auf uns zu kommen sah, hatte ich ein recht eigenartiges Gefühl. Nachdem wir uns alle in eine Ecke setzten stellte uns Austin freundlicher Weise seine zwei Kumpels vor. Der eine hieß Justin und der andere wurde uns unter Nicki vorgestellt. Nach einiger Zeit zog ich mich immer mehr aus den Gesprächen raus, denn dieses eigenartige Gefühl wollte nicht verschwinden. Ein klingen riss mich aus meinen Gedanken. Währenddessen Justin an sein Handy ging, sah mich Mare fragend an. Als ich daraufhin keine Reaktion zeigte, fragte sie, was los sei. Ein leises 'Nichts' war alles, was ich raus brachte und Mare sah mich nun besorgt an. Bevor sie aber noch etwas sagen konnte hatte Justin bereits das Wort ergriffen.
'Hey, das war grad´ Maik, ein guter Freund von...' zögernd sah er Austin an, ehe er weitersprach. '...uns. Er wollte vorbei kommen, das ist doch okay, oder?!' Erneut sah mich Mare an, doch diesmal wartete sie meine Reaktion gar nicht erst ab.
'Naja, einer mehr oder weniger, ist doch jetzt auch egal.' Wir mussten dann auch nicht lange warten, bis Maik auftauchte. Als ich sein Gesicht sah, erinnerte es mich an jemanden, den ich schon irgendwann einmal getroffen hatte. Erst jetzt merkte ich, wie mein Blick , ziemlich auffällig, zwischen Maik und Justin hin und her huschte. Plötzlich fiel es mir ein. Woher ich ihn kannte. Das merkwürdige Gefühl. Alles ergab jetzt einen Sinn.
Die Zugfahrt nach Hause ~ die Gruppe Jugendlicher ~ Julian ~ wie ich ihn -gerettet- hatte.
Justin, das Gefühl das ich hatte, war wegen ihm. Er war einer der Typen, die sich aber im Hintergrund hielten, als die ganze Geschichte mit Julian passierte. Und Maik?! Er war es, der Julian anmachte. Zwar war nichts weiter gesehen, aber schließlich weiß man ja auch nicht, was in den Köpfen anderer Menschen vorgeht. Schon gar nicht bei solchen, die völlig besoffen irgendwelche Leute, wegen einer Lappalie, anpöbelten. Diesmal war es Austin der mich aus meinen Gedanken riss.
'Ist alles in Ordnung mit dir?' Noch völlig abwesend antwortete ich schon mechanisch.
'Ja, alles gut. Ich glaub, ich brauch nur ne´n bisschen frische Luft.' Ruckartig stand ich auf und lief in Richtung Ausgang. Was die anderen dachten war mir in dem Moment gleichgültig. Ehe ich auf dem Parkplatz ankam, hörte ich meinen Namen rufen.
'Kannst du mir mal bitte verraten, was das grad´ war?' Mare sah mich irritiert an.
'Ich brauchte frische Luft. Außerdem, aaaach egal. Du... Du kannst ruhig wieder rein gehen, ich komm gleich wieder.'
'Nein! Sag mir erst, was mit dir los ist! Und sag nicht, es ist nichts. Ich kenne dich inzwischen lange genug um zu wissen, dass etwas ist, also erzähl schon.' Anstatt auf sie einzugehen betrachtete ich den leeren, jetzt schon dämmernden Himmel.
'Ich warte.' Sie klang leicht genervt.
'Es ist eigentlich nur, dass ich jemanden wiedererkannt habe...'
'Und deswegen haust du ab?'
'Vielleicht war es keine angenehme Begegnung?!'
'Okay?!' Fragend sah sie mich wieder an.
'Könntest du, wenn es irgendwie möglich ist, weniger in Rätseln sprechen?'
'Natürlich kann ich das.'
'...und?'
'Na gut, wenn du´s unbedingt wissen möchtest...'
'Ja möchte ich. Also los, ich bin gespannt.'
'Gut. Also als ich Justin sah, hatte ich schon sofort so ein eigenartiges Gefühl, wusste aber nicht, was ich damit anfangen sollte. Doch jetzt als ich auch noch Maik sah, war mir sofort alles klar. Ich hatte Justin, sowohl auch Maik schon Mal getroffen. Im Zug! Als ich auf dem Weg nach Hause war. SIE waren es, die im Zug mit ihren tollen Freunden da die ganze Zeit rumgeschrien haben! Und Maik war es, der Julian so... dumm angemacht hatte.' Den Schluss vollendete ich ruhig, als wäre das, was dort passiert war, normal. Ich konnte nicht abschätzen was Mare grade dachte, doch ich wusste, sie hatte alles verstanden, was ich ihr grade erzählt hatte. Nach einigen Minuten, die sie einfach nur da stand und überlegte, antwortete sie.
'Maik soll das gewesen sein? Bist du dir wirklich sicher?'
'Ja 100%. Das Gesicht, werde ich nie vergessen.'
'Und was ist mit Nicki? War er auch einer der Freunde die im Hintergrund geschrien haben?' Irritiert sah ich sie an.
'Nicki? Nein. Was? Wie... wieso Nicki?'
'Naja, hätte ja sein können, die kennen sich ja alle so.' Da musste auf jeden Fall mehr dahinter stecken.
'Ehm... Kann es sein, dass du Nicki irgendwie gut oder toll findest?' Ein lächeln umspielte meine Lippen.
'Was? Nein! Wie kommst du den darauf?'
'Naja, ich war zwar öfter so... weiß ich nicht Geistesabwesend, aber ich hab schon alles mitbekommen, was da so... passiert ist.'
'Da ist gar nichts passiert!'
'So mein ich das ja nicht. Eher so passiv, dieser Blick, wie du ihn beobachtest... Du kannst mir das ruhig sagen, ich mein, ich kenne dich jetzt auch lange genug um zu wissen, wie du tickst.' Lachend zog ich sie wieder in Richtung Eingang.
'Du sagst nichts, ja? Keinem nicht mal ´ne Anspielung oder so was, versprich es!'
'Ja, ja ist okay. Ich verspreche es.' Erst jetzt, als sie die Sicherheit hatte, stimmte sie in mein Lachen mit ein.

Sonntag, 26. Februar 2012

Teil 66

Nach circa 1 1/2 Stunden waren wir so gut wie fertig. Da Mare zwar ihren Führerschein hatte, doch noch keine 18 war, brauchten wir schließlich jemand der uns, wohin auch immer, fuhr. Natürlich fiel uns da gleich einer ein – ihr Bruder. Das ging aber nur, wenn er auch zu Hause wäre. Schließlich zogen wir uns unsre Schuhe an, schnappten uns Handtaschen und Handys und zogen los, um zu sehen, ob ihr Bruder auch wirklich Zeit hat. Zu unsrem Glück mussten wir ihn nicht lange überreden, da er grade sowieso nichts zu tun hatte, fuhr er uns, und nun wusste ich auch was Mare vorhatte, zu der nächst gelegenen Eislaufhalle. Ich musste zugeben, dass diese Idee ziemlich gut fand. Ich bin zwar schon zwei oder drei mal Eislaufen, doch das war vor Ewigkeiten.
'Magst du nicht doch mitkommen?' Bevor wir ausstiegen, fragte ich ihn noch ein Mal, ob er nicht Lust hätte, mit zu kommen.
'Nein, danke. Ich bin nicht grade sehr geschickt auf dem Eis. Geht ihr nur schön alleine. Ich wünsche euch viel Spaß.'
'Na gut. Wie du willst... Und danke.' Schließlich stieg ich aus.
'Den werden wir auf jeden Fall haben.' Hörte ich Mare zu ihrem Bruder sagen.
Nachdem ich meine Schlittschuhe fertig angezogen hatte, wartete ich nervös auf Mare, die immer noch damit beschäftigt war, ihren rechten Schlittschuh zu zubinden.
'Ich bin schon verdammt lange nicht mehr gefahren.', gestand ich etwas ängstlich.
'Ja und? Ich auch nicht. Los, wir gehen.' Mit wackligen Beinen lief sie lachend an mir vorbei.
'Na, wenn das nur gut geht.' Sagte ich mehr zu mir selbst und ging, Schritt für Schritt, in Richtung Eisfläche.
'Okay, gehen wir zusammen ´rauf?' Fragte ich sie zögernd.
'Ja, gehen wir.' Sofort nahm sie meine Hand und wir setzten gleichzeitig einen Fuß auf´s Eis. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten stelle sich raus, dass ich für meinen Teil, ziemlich gut Eislaufen konnte. Doch als Mare dann mit voller Wucht gegen die Bande fuhr und ich das sah, verlor ich die Kontrolle und rückwärts auf den harten Boden. Nicht als ob das schon reichte, sah ich wie ein Junge, wie in Zeitlupe, über meine Beine stolperte und ebenfalls neben mir, auf dem Eis landete. Lachend verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen. Als ich mich dann schließlich etwas beruhigt hatte, setzte ich mich auf, um nach dem Jungen zu sehen. Der war schließlich schon fast wieder ganz auf den Beinen und sah mich verdutzt an.
'Sorry, dass war irgendwie nicht geplant.' Lachend suchte ich Mare, die immer noch lachend an der Bande hang. Lächelnd reichte er mir seine Hand.
'Kann ich dir hoch helfen, oder magst du lieber auf dem Eis sitzen bleiben?' Immer noch grinsend nahm ich seine Hand. Als ich, zwar noch mit zitternden Beinen, wieder stand, ließ ich seine Hand wieder los.
'Eh, danke.'
'Kein Problem.'
Nachdem dann auch Mare die kurze Entfernung zwischen uns bewältigt hatte, kam sie strahlend neben uns zu stehen.
'Hast´ dir wehgetan?', fragte sie mich sarkastisch.
'Sollte ich das nicht besser dich fragen?' In Gedanken lies ich mir die Bilder von ihrem Crash mit der Bande noch einmal durch den Kopf gehen.
'Ich konnte da nichts für, die Bande kam auf mich zu gestürmt.' Jetzt brach auch der Junge, dessen Name ich nicht kannte, in lachen aus.
'Ehy, lach nicht. Ich mein das völlig ernst...' Einen Moment herrschte Stille.
'...nicht.' Und wieder fing sie an zu lachen.
'Aber trotzdem möchte ich gerne wissen, wer du bist?' Verwirrt sah er erst mich, dann sie an. Letztlich antwortete er.
'Ich bin Austin.'

Donnerstag, 23. Februar 2012

Teil 65

Am nächsten morgen wachte ich, für Ferienverhältnisse, schon recht früh auf. Was garantiert nicht an Schlafproblemen hing. Der etwas Laute Klingelton meines Handys riss mich schlagartig aus meinen Träumen. Ohne richtige Orientierung und völlig verschlafen trottete ich auf die Suche nach dem lärmenden Ding. Überrascht darüber, dass Mare durch den Krach noch nicht aufgewacht war, nahm ich das Handy in die Hand. Da ich die Nummer nicht sehen konnte, weil mich der oder diejenige Unterdrückt anrief, ging ich schließlich ran.
'Ja?'
'Kannst du mir vielleicht mal verraten, warum du mitten in der Nacht, einfach' Weiter kam er nicht. Sofort als ich seine Stimme hörte, kam das unbeschreibliche Gefühl aus Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Trauer in mir hoch. Es gab keine gemeinsame Zukunft für uns, das Schicksal hatte andere Pläne. Entsetzt über mich, wie ich dem Jungen, den ich liebte, dass alles antun konnte, lies ich mein Handy, jetzt ausgeschaltet, auf den Boden gleiten. Hab ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Unfähig darüber nach zu denken, was er jetzt dachte, was er fühlte, ging ich lese aus meinem Zimmer. Im Badezimmer angekommen schaute ich in den Spiegel, die Person, die ich dort sah, war mir fremd. Bleich und mit dunklen Augenringen fing die Person an zu weinen. Ungläubig, über die erneuten Tränen, die schon wieder aus meinen Augen quollen wischte ich die Tränen von meinen Wangen. Sonst bin ich immer so stark, dass sollte ich auch jetzt sein, ganz gleich ob es mir schwer fiel. Niemand sollte sehen oder auch merken, dass ich jetzt und in der nächsten Zeit so zerbrechlich war. Mit der Hoffnung, die ganzen Gedanken einfach abwaschen zu können, tauchte ich mein Gesicht immer und immer wieder ins eiskalte Wasser. Als ich mir, nachdem ich fertig war, grade das Gesicht abtrocknete tauchte Mare im Bad auf.
'Guten Morgen.' Sie kam zu mir rüber und drückte mir flüchtig einen Kuss auf meine Stirn.
Ein leises 'Morgen.', war alles, was ich über meine Lippen brachte.
'Warum bist du schon wach? Wir haben grade mal halb 9, wirst du krank?' Lachend lehnte sie sich gegen den Badewannenrand.
'Du bist es ja auch schon.'
'Hast du nicht gut geschlafen?'
'Doch, irgendwie schon...'
'...aber?'
'Ich wurde... geweckt?'
'Von wem? Hier weiß doch eigentlich noch keiner, dass du oder wir, wieder hier sind?!'
'Schon, ich wurde ja auch nicht von jemandem hier geweckt...'
'Basti.' Ein lautes denken ihrerseits. Ich beantwortete dies lediglich mit einem leichten Nicken.
'...was hat er gesagt?' Unsicher sah sie mich an.
'Naja, schätze er wollte wohl fragen, warum ich gegangen bin.'
'Du schätzt?' Irritiert und mit einem leichten Hauch Ironie im Unterton sah sie mich schief an.
'Ja, denke schon.'
'Wieso schätzt du und... weißt es nicht?!'
'Naja ich hab ihn nicht aussprechen lassen, so irgendwie.'
'Aha, irgendwie! Hast du ihn weggedrückt oder was?'
'Was hätte ich bitte sagen sollen, es stand... alles im Brief. Ich konnte einfach nicht nochmal mit ihm reden.'
'Was soll ich dazu sagen?'
'Du musst nichts dazu sagen.'
'Mhm, okay. Aber ich hab ein Vorschlag!'
'Vorschläge sind meistens gut, also lass hören.'
'Was sagst du dazu, wenn wir dir, wenigstens für ein paar Stunden, deine, wie soll ich sagen, im Moment, nicht so schönen Gedanken, vertreiben oder verblassen lassen, wie auch immer?!'
'Wäre vielleicht ´ne Idee, an was hast du so gedacht?'
'Lass dich überraschen.'

Sonntag, 19. Februar 2012

Teil 64

Der Rest der Zugfahrt verlief zum Glück ohne weitere Zwischenfälle. Zwei Stationen vor mit musste Julian aussteigen. Wenn er dort wohnen würde, wäre das also nicht so weit von mir weg und vielleicht würde man sich irgendwann wieder sehen. Als dann auch ich endlich mit meinen Sachen aus dem Zug stieg, sah ich auch schon gleich Mare, die auf einer Bank saß und auf mich wartete. Schnell lief ich auf sie zu, um sie fest in meine arme zu schließen. Keine Ahnung, wie lange wir dort noch saßen und redeten, doch als es dann kälter wurde beschlossen wir, auf dem schnellsten Weg, nach Hause zu gehen. Als wir an der Straße ankamen, an dem sich unsere Wege eigentlich trennten entschieden wir uns schnell, dass wir zu mir nach Hause gehen würden. Natürlich war schon alles dunkel im Haus. Leise stampfen wir die Treppe zu meinem Zimmer hoch.
Nachdem wir uns Bett-fertig machten, setzten wir uns auf mein Bett und redeten weiter.
'...glaubst du wirklich, du hast das Richtige getan?' Einen Moment lang überlegte ich, bevor ich ihr antwortete.
'Ja... Ich denke schon. Es hätte nicht so weiter gehen können. Wir hätten nicht glücklich werden können, die ganzen 'Schuldgefühle' hätten immer zwischen uns gestanden. Und Chantal, so hoffe ich, dass sie sich wenigstens wieder mit Basti vertragen kann. Mir wird sie...' Ich hielt kurz inne. '...nie verzeihen.'
'Oh Süße. Du weißt ich steh hinter dir, egal wie du dich entscheidest, doch ich seh die ganze Sache ne´n bisschen anders. Ich mein, natürlich war es irgendwie voll doof, dass du ausgerechnet mit dem Jungen zusammen kamst, in den Chantal verliebt war/ist. Aber er liebt dich. Und so wären die zwei nie zusammen gekommen.'
'Ja du hast ja auch recht... irgendwie. Aber trotzdem, man! Warum muss das immer alles so verdammt kompliziert sein?! Kann in meinem Leben nicht mal was einfach nur gut laufen?'
'Das leben ist kein Ponyhof. Außerdem, wenn alles im Leben immer so gut gehen würde, wäre es langweilig.' Grinsend sah sie mich an. Jetzt musste ich ebenfalls grinsen. Jeglicher Widerstand zwecklos.
'Ja, schon. Aber trotzdem. Was soll ich denn jetzt bitte machen. Er ist mir wichtig, sie ist mir wichtig...' Sie unterbrach mich.
'...ich bin dir wichtig...' Irritiert sah ich sie an. Schnell fuhr sie fort.
'...hoffe ich!' Lachend gab ich ihr einen leichten Stoß.
'Nein, wie kommst du darauf?!'
'Weiß nicht, hät` ja sein können.'
'Natürlich bist du mir auch wichtig. Aber jetzt mal im ernst...'
'Ja, was soll ich sagen? Was soll ich dir raten?'
'Ich weiß es ja selber nicht.' Verzweifelt lies ich mich nach hinten fallen und drückte mir ein Kissen aufs Gesicht.
'Wie wär´s wenn wir jetzt erst Mal schlafen? Ich denke, wenn wir morgen ausgeschlafen noch einmal darüber reden, fällt uns vielleicht was sinnvolles ein?' Erst jetzt nahm ich das Kissen wieder von meinem Gesicht, um sie anzusehen.
'Eigentlich ´ne gute Idee, aber ich weiß nicht, ob ich jetzt schlafen kann.'
'Versuchen kannst du´s ja?' Fragend sah sie mich an.
'Okay. Versuchen wir´s!'
Nachdem wir nebeneinander lagen und alles ruhig war fing ich, wie befürchtet, an nach zu denken.
'Hör auf nach zu denken. Du sollst schlafen!' Grinsend sah sie kurz zu mir rüber.
'Singst du mir noch´n gute-Nacht-Lied?' Ebenfalls grinsend betrachtete ich meine Zimmerdecke.
'Wenn du drauf bestehst...'