Dienstag, 29. November 2011

Teil 57

Nach einiger Zeit lösten wir uns voneinander. Wie der Tag verlief, konnte keiner von uns sagen. Nachdem er ins Bad ist, um zu Duschen, fing ich an meine Sachen zu packen. Wie lange würde ich dort bleiben? Ohne noch großartig darüber nachzudenken, packe ich irgendwelche Sachen ein. Nachdem ich damit fertig war ging ich runter. Dort begegnete ich meiner Schwester. Jetzt fiel mir erst ein, dass sie noch gar nichts von der Anwesenheit von Basti wusste. Schnell lief ich wieder hoch in mein Zimmer. Ungeduldig wartete ich, bis er endlich fertig war. Nervös lief ich im Zimmer auf und ab. Wie lange war er jetzt schon im Bad? Was machte er denn bitte so lange? Weitere fünf Minuten vergingen und endlich ging die Tür auf. Angespannt drehe ich mich zu ihm um.
'Was ist den mit dir los?' Verunsichert sah er mich an.
'Meine Schwester?'
'Sollte ich das jetzt sofort verstehen oder erklärst du's mir?'
'Sie weiß nicht das du hier bist.'
'Hm, okay. Das ist jetzt so dramatisch?'
'Wenn du wüsstest...'
'...wüsste ich definitiv mehr.' Er lachte.
'Du findest das wohl lustig? Na gut. Du wirst sehen. Komm mit.' Ich zog ihn hinter mir her.
Im Flur, kurz vor dem Wohnzimmer blieb ich stehen.
'Sandra? Sandra? Wo bist du? Komm mal her.' Ich rief nicht sehr laut, doch ich wusste sie hörte mich.
'Was machst du?'
'Du wolltest es nicht anders.' Jetzt war ich diejenige die lachte. Meine Schwester kam schon nach wenigen Sekunden um die Ecke. Sie erstarrte. Mir war völlig klar, was jetzt passierte, deswegen zog ich mich zurück und setzte mich, um dem geschehen trotzdem noch folgen zu können, auf die unterste Stufe der Treppe. Misstrauisch beobachtete er mich. Dann hatte sich meine Schwester so weit gefangen, dass sie jetzt anfangen konnte zu sprechen oder wie auch immer. Was verlangt man von einer elf-Jährigen die einen `Star´ mochte?
'OH MEIN GOTT.' Fing sie an. Ich hoffte nur, sie würde sich bald wieder in den Griff bekommen. Peinlich war es alle mal.
'Du bist Sebastian Wurth. Und du bist bei mir zu Hause. Warum? Was machst du hier? AHHHH.' Sein Gesichtsausdruck, wirklich konnte ich ihn nicht deuten.
'Ehm.' War das einzige was er raus brachte. Ein grinsen lag auf meinen Lippen. Das jetzt auch schlagartig wieder verschwand, als ich sie dabei beobachtete, wie sie auf ihn zu stürmte. Jetzt übertrieb sie.
'Schon okay. Du kannst mich jetzt wieder los lassen.'
'Bekomm ich ein Autogramm?' Erwartungsvoll sah sie ihn an.
'Ja.' Ein lächeln.
'Und ein Foto?'
'Das auch.' Jetzt sah er zu mir.
'Schön, dass ihr euch jetzt auch kennengelernt habt.' Ich lachte und stand auf, mit schnellen Schritten ging ich an ihnen vorbei.
'Wo willst du hin?'
'Zu meiner Mama, ich muss ihr ja schließlich sagen, dass ich mit dir nach Wipperfürth fahre.' Schlagartig verstrich meine gute Laune. Das hier, war vielleicht noch der amüsante Teil des Tages, denn ich konnte mit schlecht Vorstellen, dass wir heute Mittag, wenn wir bei Chantal sind, noch was zu lachen haben.
Ein leichtes Nicken war die einzige Antwort und so verschwand ich in der Tür. 

Montag, 28. November 2011

Teil 56

Am nächsten Morgen wurde viel früher wach als sonst. Langsam drehte ich mich um, um nach meinem Handy zu suchen. Als ich ihn jetzt beobachtete, erinnerte ich mich an gestern. Doch jetzt war ich mir sicher das er schlief. Wo war mein Handy? Keine Ahnung wo ich es das letzte mal hatte, aber so wichtig ist es ja auch wieder nicht. Kraftlos lies ich mich zurück fallen und drehe mich auf die Seite, so dass ich Sebastian beim schlafen zu sehen konnte. Schließlich konnte ich jetzt nicht mehr schlafen. Einmal wach und vorbei mit dem Schlaf. Dann plötzlich fuhr ich zusammen. Das klingeln seines Handy ließ mich zusammen zucken. Jetzt wurde auch er wach. Verschlafen sah er mich an.
'Guten Morgen.' Verunsichert versuchte ich zu lächeln.
'Guten Morgen.' Seine Lippen umspielte ein schwaches Lächeln. Da er keine Andeutungen machte, an sein Handy zu gehen, deutete ich mit meinem Kopf in Richtung Nachttisch, wo sein Handy lag. Genervt wandte er sich ab. Verständlich wen bewegt es so früh morgens jemand anderen anzurufen? Er drückte den grünen Hörer und schon hörte man eine Stimme sprechen. Etwas ungeschickt stand ich auf und ging zum Fenster. Abwesend hörte ich noch seiner verschlafenen Stimme zu.
'Morgen.'
'Super und dir?'
'Ja könnte man so sagen.' Ein leises Lachen. Dann verstummte es für eine kurze Minute.
'Nein. Nicht so schlimm.'
'Ich hab sehr gut geschlafen. Ich hoffe du auch, weil du jetzt schon wach bist?!' Wieder ein kurzes, leises Lachen.
'Achso. Okay. Verständlich.'
'Ehm, ich lieg noch im Bett und telefonier grade mit dir.'
'Ob ich schon was vor hab...' Langsam drehte ich mich um, hilflos starrte ich ihn an. Nach einem schnellen Blickwechsel sprach er wieder.
'Nein. Nein hab heute noch nichts vor.'
'Treffen?'
'Ehm.'
'Ja. Ja warum nicht. Ich ruf dich dann an, wenn ich … ehm fertig bin. Okay?'
'Gut. Dann bis später.'
'Ja. Tschüss.'
Regungslos stand ich da, unfähig mich zu bewegen, zu sprechen geschweige denn zu reden.
'Oh man.' Wie gelassen er klang. Plötzlich stand er auf und kam zu mir. Verunsichert nahm er mich in dem Arm.
'Vielleicht sollten wir langsam unsere Sachen packen...'
'Wir?'
'Denkst du ich lass dich hier alleine?' Wie süß er ist und unter anderen Umständen wäre ich auch wirklich gerne mit ihm zusammen nach Wipperfürth gefahren. Aber so? Ich würde Chantal sehen. Ich müsste mit ihr reden, ihr erklären. Schon heute, wäre alles vorbei. Die Freundschaft. Ich drückte ihn fest an mich, in der Hoffnung, meine Gedanken an den bevorstehenden Tag zu vertreiben.
'Es wird alles gut.' Die Worte halten durch meinen Kopf, obwohl es nur ein leises flüstern war. Kannte er mich schon so gut, dass er wusste was ich dachte?
'Ich liebe dich, vergess' das nicht. Es wird sich alles klären.'
'… und ich liebe dich.'

Samstag, 26. November 2011

Teil 55

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. War das wirklich alles war? Träumte ich nicht? Nein. Nein, das hier konnte kein Traum sein, es fühlte sich viel zu Realistisch an. Nach einiger Zeit löste ich mich zögernd von ihm. Langsam öffnete ich die Augen. Mit einem Lächeln versuchte ich meine Gedanken zu verscheuchen, doch zwecklos. Um so mehr ich versuchte, die zu unterdrückten, desto mehr rückten sie immer weiter in den Vordergrund meiner Gedanken. Verunsichert rappelte ich mich hoch.
'Ich bin mal kurz im Bad.' Die Worte sprudelten nur so aus mir her raus. Ein letzter Blick zurück und ich verschwand aus dem Zimmer in den dunklen Flur. Ich weiß auch nicht, was ich immer für Probleme hab, aber mein schlechtes Gewissen macht es einfach unmöglich klar zu denken. Ich stolperte ins Badezimmer und tastete nach dem Lichtschalter. Schnell eilte ich zum Waschbecken. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, vielleicht half mir das, wieder normal zu denken, ohne diese plötzlichen schlechten-Gewissens-Gedanken. Das Wasser lief mir schließlich die Arme runter und tropfte letzten Endes auf den Boden.
Ohne weiter auf irgendetwas zu achten richtete ich mich auf und starrte in den Spiegel. Was sah ich? Ein Mädchen. Mich. Das jetzt im Moment, das glücklichste Mädchen auf erden sein sollte. Wie ungerecht ich war. Einerseits tat ich, dem Mädchen, dass ich schon so lange kannte, total weh, wenn sie wüsste, was ich tat, aber andererseits müsste sich Sebastian ziemlich dumm vorkommen, zwar wusste er, was mich belastete, doch trotzdem. Jetzt hörte ich Schritte, die sich langsam näherten. Ich nahm ein Handtuch und trocknete mein Gesicht ab, um mich wieder in mein Zimmer zu begeben. Doch das brauchte ich nicht mehr. Die Schritte, das war Basti. Besorgt stand er nun in der Tür.
Entschuldigend sah ich ihn an.
'Hab ich was falsches gemacht?'
'Nein. Nein. Neein. Hast du nicht. Ich bin die, die immer und immer wieder alles falsch macht.' Schnell durchquerte ich das Zimmer und stand jetzt vor ihm.
Zögernd strich ich ihm mit meiner kalten Hand über die Wange.
'Du bist wahrscheinlich das Beste was mir passieren konnte und ich hab nur noch dieses schlechte Gewissen.'
'Chantal.' Er verstand sofort.
'Ja.'
'Ich rede mit ihr, ja?'
'Und dann? Sie liebt dich. Ich wusste das, die ganze Zeit. Weißt du wie verdammt schrecklich sich das anfühlt, so … egoistisch zu sein? Sie wird nie wieder mit mir reden. Nie. Ich hab solche Angst. Angst sie zu verlieren, soweit ich sie nicht schon verloren habe. Und dann noch die Angst, dich zu verlieren, weil ich mich die ganze Zeit so dumm verhalte, angst vor der Zukunft, wie es weiter gehen wird was alles passiert. Ich steh nicht auf Veränderungen. Seit meinem Abschluss hat sich mein komplettes Leben verändert, Chantal wohnt jetzt Kilometer weit von mir weg, der Junge den sie liebt, den aber auch ich liebe, ist grade in dem Moment hier bei mir. '
'Ohne Veränderungen wäre das Leben nicht das Leben. Es ist so wie es ist und jeder muss das Beste daraus machen. Das wird schon alles und ich denke das mit Chantal wird sich auch Regeln. Ich wäre sowieso nicht mit ihr zusammen gekommen. Und ich denke du weißt warum?'
'Du liebst mich?'
'Ja. Und ich kann nicht mit einem Menschen zusammen sein, den ich nicht liebe. Ich denke das wird sie verstehen.'
'Vielleicht. Aber es ist so abwegig...' Die letzten Worte galten eigentlich als Eigentum meinen Gedanken und ich hoffe vergebens, er hätte diese Zweifel, nicht gehört.
'Was ist so abwegig?' Verdutzt sah er mich an.
'Das alles hier. Das du hier bist, das wir zusammen sind, das du mich liebst. Ich denke ich träume.'
'Naja, für mich ist das hier alles ziemlich echt.' Ein Lächeln. Verunsichert sah er mich an.
Jetzt wieder dieses Lächeln. Jetzt passierte alles wie im schnell Durchlauf. Er beugte sich zu mir runter, meine Augen schlossen sich und im nächsten Moment lagen seine Lippen erneut auf meinen. Als er sich dann, viel zu schnell, wieder von mir löste, war sein Grinsen wieder da.
'Überzeugt?'
'Überzeugt!' Ich tastete nach dem Lichtschalter und zusammen gingen wir wieder in mein Zimmer. 

Dienstag, 22. November 2011

Teil 54

Für den Rückweg ließ ich mir grade die Zeit, die ich unbedingt brauchte. Auf dem Weg dachte ich über vielerlei Dinge nach. Und wie so oft schwirrten mir Hunderte von Fragen in meinem Kopf umher. Ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken, bog ich in die letzte Seitenstraße ein. Nach einer gefühlten Stunde kam ich endlich wieder an unserem Haus an. Ich hatte die Zeit total vergessen. Wie lange war ich bei Mare? Hatten wir uns so lange Unterhalten? Denn es begann bereits zu Dämmern, als ich mein Handy aus der Tasche zog, um zu sehen, wie viel Uhr wir hatten. 20 Uhr 30 und drei neue Textmeldungen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es geklingelt haben muss. Sie waren von ihm.
'Braucht ihr noch lange? ;) :*' war die Erste und 'Seid ihr immer noch am reden? :D' war die zweite. Ein lächeln umspielte meine Lippen und schließlich öffnete ich die dritte und letzte Nachricht.
'Wann kommst du wieder? Mittlerweile wird’s ziemlich … einsam ohne dich :/ Ich vermisse dich!'
Schnell steckte ich mein Handy wieder zurück in die Hosentasche und öffnete die Tür.
Seltsam, dass im ganzen Haus keine Lichter mehr brannten. Ohne auf irgendeinen Gegenstand zu achten, gegen den ich vielleicht laufen könnte, lief ich die Treppe hinauf und direkt in mein Zimmer. Auf hier erleuchtete lediglich der Fernseher das sonst komplett dunkle Zimmer. Ohne einen Laut schloss ich die Tür hinter mir und ging rüber zu meinem Bett. Dort kniete ich mich neben den wundervollen Jungen, der dort in meinem Bett lag. Seine Augen geschlossen. Sein Atem langsam und gleichmäßig. Die Stimmen die aus dem Fernseher drangen, versuchte ich so gut es ging auszublenden. Meine Hand begann sich seinem Gesicht zu nähern, bis ich zögernd inne hielt. Eine mir unbekannte Stimme aus dem Fernseher hielt mich davon zurück, seine Wange zu berühren. Keine Ahnung welcher Film dort lief ich kannte ihn nicht, doch dieser eine Satz, brachte sofort an meine Zweifel wieder.
'Bist du dir sicher, dass du das Richtige tust?'
Genervt lehnte ich mich wieder zurück und griff nach der Fernbedienung. Ein Knopfdruck und das Bild verschwand. Erleichtert über die Stille wandte ich mich erneut zu ihm. Diesmal Strich ich ihm langsam und vorsichtig über seine Wange. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Ich erstarrte. Regungslos betrachtete ich sein makelloses Gesicht. Jetzt zog ich verunsichert meine Hand zurück.
'Du schläfst gar nicht?' trotz meinem vorwurfsvollem Unterton war meine Stimme nur ein flüstern.
'Natürlich schlaf' ich.' Mit einem lachen öffnete er seine Augen.
'Ja, sehr überzeugend.' Ich stimmte in sein lachen ein. Er sah zu dem Fernseher und dann zu mir.
'Das wollte ich eigentlich noch zu Ende gucken.' Erneut dieses Lächeln.
'Oh. Entschuldigung. Am Anfang dachte ich wirklich...'
'Ja, ja. Kennst du das Spiel -Der Schlafkönig-?'
'Ehm. Ja. Das haben wir früher im Kindergarten gespielt.'
'Ja, genau. Wir auch und in diesem Spiel war ich Unschlagbar.'
'Faszinierend.'
Sein Gesicht kam immer näher und mit dem nächsten Atemzug, zog er mich in einen Kuss.

Montag, 14. November 2011

Teil 53

Wir gingen nicht sofort zu ihr. Der kleine Spaziergang tat gut. Nach einem Jahr mit ihr wieder durch die Straßen zu gehen, erinnerte mich aber auch an die Zeit mit Chantal, bevor sie weggezogen war. Schließlich bogen wir in die Straße an, in der sie wohnte. Da niemand anderes da war, setzten wir uns ins Wohnzimmer. Zuerst wollte ich wissen, wie ihr es ging, wie es in der USA war, was sie dort machte, ob sie nette Leute kennengelernt hatte, wie die Leute dort generell waren. Natürlich war es hauptsächlich meine Interesse, weswegen ich alles Mögliche von der Zeit in Amerika von ihr wissen wollte, doch auch half es mir meine anderen Gedanken, und besonders mein immer noch an anhaltende schlechte Gewissen, in den hinteren Raum meines Kopfes, für wenigstens kurze Zeit, zu verbannen. Ich hörte ihr sehr gerne zu, es war interessant zu hören, was sie dort alles erlebt hatte, da ich genauso wie sie, Amerika sehr gerne mochte. Als sie mir dann detailliert beschrieben hatte, was sie alles wann wie und wo gemacht hatte, kamen wir auf mich zu sprechen, beziehungsweise auf das, was hier alles in ihrer Abwesenheit passiert ist. Ich erzählte ihr von der Schule, vom Abschluss und von Chantals Umzug nach Wipperfürth. Dann wollte sie natürlich auch wissen, was es mit dem Kuss zwischen mir und Basti auf sich hatte. Das konnte ich ihr nicht wirklich erklären, denn ich wusste ja selbst nicht, was genau jetzt los ist. Stattdessen erzählte ich ihr, von dem Konzert und der ersten Begegnung mit Basti. Dann von dem 'Geschenk' das ich Chantal zum Abschied machte, als er zu uns kam. Schließlich berichtete ich ihr noch von meinem Kurtrip nach Wipperfürth, den Sebastian arrangiert hatte, um eigentlich Chantal zu überraschen. Neugierig sah sie mich an.
'Was ist passiert?'
'Naja, sie war anfangs nicht sehr erfreut mich zu sehen. Dann bin ich ins Hotel, wollte dann am nächsten Morgen wieder nach Hause.'
'Bist du aber nicht?'
'Nein. Ab jetzt würd's da ziemlich kompliziert...'
'Egal, erzähl.' Sie lächelte mich aufmunternd an.
'Ich wusste, durch Telefonate mit Chantal, schon vorher, dass sie Gefühle für ihn hat. Und ich hab ein sehr sehr sehr schlechtes Gewissen. Im Hotel gab es bereits einen Kuss. Ich weiß, dass ich eine schlechte Freundin bin. Aber ich konnte es da nicht mehr ändern, ich wollte dann fahren, ich war auch schon am Bahnhof, dann kam aber Basti und überredete mich, wenigstens noch einen Tag zu bleiben, er wollte reden. Dann sind wir zu ihm und dann haben wir halt geredet. Und dann kam Chantal und ich hab die zwei dann alleine gelassen und hab dann die Entscheidung getroffen, nach Hause zu fahren.'
'Wie nach Hause zu fahren?'
'Ich hab's als die beste Lösung gefunden. Ist ja auch egal. Fakt ist ich hätte nie nach Wipperfürth fahren dürfen, denn damit hab ich alles kaputt gemacht.'
'Och Süße...'
'Nein. Es ist so. Wenn Chantal das erfährt, redet sie nie wieder mit mir. Ich fühl mich so schlecht. Und was ist, wenn ich jetzt auch noch die Freundschaft zwischen Chantal und Basti, damit kaputt gemacht habe?'
'Aber er liebt dich, sonst wäre es doch nicht so wie es jetzt ist. Und du liebst ihn doch auch, oder nicht?'
'Ja. Ja ich liebe ihn. Aber trotzdem, ich bin schon so lange mit Chantal befreundet, dass alles auf's Spiel zu setzen...'
'Wenn du sagst, wenn Chantal das erfährt..., weiß die dann also noch nichts davon?'
'Nicht das ich wüsste.'
'Schwierige Situation, aber was sagt er denn dazu?'
'Keine Ahnung.'
'Wie, du weißt das nicht?'
'Da drüber haben wir irgendwie noch nicht wirklich gesprochen.'
'Dann solltet ihr das mal tun.'
'Ja, sollten wir.' Erwartungsvoll sah sie mich an.
'Was denn?'
'Worauf wartest du?'
'Bitte?'
'Geh schon!' 

Sonntag, 13. November 2011

Teil 52

'Also, ich weiß nicht genau wie ich es sagen soll... Also ich hab das schon vorher irgendwie gemerkt, aber ich war mir nicht sicher. Dann seit dem Kuss, bin ich mir sehr sicher.' Ein gemischtest Gefühl aus Freunde und Skepsis machte sich in mir breit. Neugierig und Erwartungsvoll sag ich ihn an.
'...ich liebe dich.' Was hatte er da gesagt? Träumte ich? Konnte das wirklich sein? Die Worte hallten immer und immer wieder in meinem Kopf wieder. Ich sah ihn an, unfähig das zu glauben, was er sagte.
'Red' nicht so ein Schwachsinn.' Ich stand auf und ging zum Fenster.
'Ich rede kein Schwachsinn. Mit so was mach ich keine Scherze.' Er klang sehr überzeugend und in meinem Inneren wusste ich, dass er die Wahrheit sagte, ich wollte es dennoch nicht glauben. Es durfte nicht sein. Immerhin gibt es noch Chantal.
'Und wenn schon, du musst es vergessen, auch wenn ich dich lieben würde, könnten wir niemals zusammen glücklich sein.' Was redete ich da für Zeug? - Auch wenn ich dich lieben würde. - Ich liebte ihn, doch ich kämpfte gegen die Gefühle an, weil ich genau wusste, dass es keine gemeinsame Zukunft für uns gäbe.
'Ich weiß, dass du mich auch liebst.' Jetzt drehte ich mich langsam zu ihm um. Verwirrt sah ich ihn an. Langsam kam er auf mich zu. Meine Augen schlossen sich und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen. Alles um mich herum begann alles zu verblassen. Seine Lippen auf meinen, das war im Moment das, was zählte. Dieser Kuss übertraf unseren ersten Kuss um Welten. Vielleicht, lag es daran, dass ich ihn jetzt zu ließ. Trotz meinem schlechten Gewissen gegenüber Chantal, fühlte es sich richtig an. Ein Klopfen, die Tür öffnete sich und wir fuhren auseinander. Es war Mare. Ihr Gesichtsausdruck konnte ich nicht wirklich einordnen. Es war wohl eine Mischung aus Freude, Verwirrung und Enttäuschung. Freude mich wieder zu sehen, Verwirrung, ich küsste Sebastian Wurth und Enttäuschung gestört zu haben? Das wäre eine, für mich, logische Erklärung.
'Mare!' Überglücklich,sie endlich wieder zu sehen, lief ich durch mein Zimmer, um sie zu umarmen. Nein,sie störte nicht. Ich hab sie ein ganzes Jahr lang nicht gesehen, da konnte sie nicht stören. Ich vergaß, dass wir nicht alleine waren und so löste ich mich aus der Umarmung. Sie sah zu Sebastian, der immer noch dort stand, wo wir uns vor wenigen Minuten noch geküsst hatten.
'Wir haben viel zu reden.' Sie lachte. Verlegen sah ich zu Sebastian.
'Ja. Das ist...'
'Sebastian Wurth. Ja, hab ich schon erkannt.' Wieder lachte sie.
'Achso. Ja, wer nicht.' Jetzt versuchte ich auch zu lachen. Ich sah zu Basti, verwirrt verfolgte er unser Gespräch. Natürlich. Er konnte nicht wissen, wer sie ist.
'Ehm, Basti das ist Mare. Eine sehr gute Freundin von mir.' Ich lächelte sie an.
'Sie war ein Jahr in Amerika und kam heute wieder.' Er verstand. Sein verwirrter Gesichtsausdruck wurde zu einen lächeln.
'Tut mir echt leid, dass ich euch eben gestört hab. Also reden wird dann jetzt wohl nicht, am besten meldest du dich dann, … später.' Wieder lachte sie. Wie sehr ich dieses Lachen vermisst hatte.
'Nein. Ihr könnt ruhig … reden.' Verwundert sah ich zu Basti rüber, doch er grinste mich nur an.
'Wie du meinst.' Jetzt wandte ich mich an Mare. 'Zu dir?'
'Zu mir.' Ein letzer Blick zu Basti.
'Du kommst klar?'
'Natürlich, bis später'
Schnell lief ich zu ihm und umarmte ihn.
'ich liebe dich.' Kaum hörbar hauchte ich ihm die Worte ins Ohr, wandte mich ab und verschwand mit Mare aus der Tür. 

Mittwoch, 9. November 2011

Teil 51 - Überraschender Besuch.

Mein Durst ließ mich aus meinem Schlaf hochschrecken. Auf dem Boden war es nicht grade gemütlich und warm, deswegen setzte ich mich auf. Langsam begab ich mir zur Tür und schloss sie auf. Schnell ging ich runter in die Küche um dort was zu trinken. Es klingelte an der Tür, wahrscheinlich meine Schwester, die jetzt wieder nach Hause kam. Meine Mutter öffnete die Tür. Und die Stimme, die ich dann von weitem hörte ließ mich ruckartig erstarren. Was jetzt? Ich hörte meine Mutter wie sie sagte, dass ich in meinem Zimmer wäre, doch als sie jetzt an der Küche vorbeikamen lächelte sie mich an. Überrascht folgte ich ihrer Handbewegung in meine Richtung. Als ich dann sein vertrautes Gesicht sah fühlte ich dieses seltsame Gefühl in meinem Bauch, aber auch eine wärme die sich in meinem Körper verbreitete. Meine Mutter drehte sich jetzt um und ging wahrscheinlich wieder zurück ins Wohnzimmer. Sebastian kam jetzt unsicher in die Küche und sah mich misstrauisch an.
'Hey.' Was anderes fiel mir in dem Moment einfach nicht ein.
'Wir müssen reden.'
'Ich weiß.'
Schweigen. Wieder war ich es, die als nächstes etwas sagte. Diesmal mit der Absicht, die Stimmung etwas aufzulockern.
'Unglaublich, dass du jetzt hier bist.' Ein schwaches Lächeln umspielte meine Lippen.
'Du hast mir keine andere Wahl gelassen.' Auch er lächelte.
'Ich war nicht diejenige, die vorhin einfach Aufgelegt hat.' Ich hoffte es klang vorwurfsvoll.
'Und ich war nicht derjenige, der verlangt hat, dich zu vergessen.'
'Es wäre das Beste.' Es war nicht einmal mehr ein flüstern, doch er hörte es trotzdem.
'Zeit zum Reden.' Ich nickte. Jetzt da er schon mal hier war, konnte ich ihn schlecht wegschicken oder? Er setzte sich an den Tisch. Ich ging auf ihn zu, nahm seine Hand
'Nicht hier...' und zog ihn hinter mir her. In meinem Zimmer angekommen ließ ich ihn los.
'Setzt dich... bin ehm gleich wieder da.' Schnell lief ich wieder runter in die Küche um eine Flasche Sprudel mit hoch zu nehmen. Im vorbei gehen, schnappte ich mir noch zwei Gläser, aus dem Schrank, und lief die Treppe wieder rauf in mein Zimmer. Basti hat sich in der Zeit auf mein Bett gesetzt und sah sich in meinem Zimmer um.
'Normal sieht das hier nicht so aus.'
'Sieht doch gar nicht so schlimm aus.' Er lächelte.
'Willst du was trinken?' Ich deutete auf die Falsche in meiner Hand. Er schüttelte leicht den Kopf. 'Nein, danke.'
Ich stellte die Flasche mit den Gläsern auf den Nachttisch und setzte mich ebenfalls auf mein Bett.
'Okay. Reden wir.' Er öffnete den Mund, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, begann ich.
'Ich musste gehen. Ich fand's als die Beste Lösung. Es tut mir leid, ich hätte dir wahrscheinlich … bescheid sagen sollen, aber naja...'
'Allerdings. Wir wurden unterbrochen. Bevor du gegangen bist, waren wir ebenfalls am reden.'
'Ich weiß, du wolltest mir grade was sagen, als Chantal...'
'Ja. Jetzt kann sie mich nicht unterbrechen, also kann...'
'Was wollte Chantal eigentlich?'
'Sag ich dir danach. Also kann ich da jetzt weiter...'
'Wonach?'
'Kann ich jetzt mal fertig reden?' Er klang leicht genervt, doch er lächelte.
'Ja. Entschuldigung. Rede.' Wir mussten lachen.
'Also, was ist jetzt? Willst du nun reden oder nicht?'
'Ja. Ja okay. Also... ich rede jetzt da weiter, wo wir das letzte mal unterbrochen wurden...'
'Einverstanden.' 

Montag, 7. November 2011

Teil 50 - Telefonat.

Was sollte ich jetzt tun? Ich wollte doch nicht mit ihm reden. Und jetzt ging ausgerechnet er ans Telefon. Sollte ich einfach auflegen? Sollte ich einfach nach seiner Mutter verlangen? Oder sollte ich doch mit ihm reden? Ich schloss meine Augen und suchte nach meiner Stimme.
Ein weiteres 'Hallo' kam aus dem Telefon. Immer noch waren meine Lippen wie gelähmt. Ich weiß nicht warum es sich in mir so dagegen sträubte, mit ihm zu reden. Ich wollte ihm ja eigentlich alles erklären, doch es war bestimmt besser, wenn er mich einfach vergisst.
'Melissa...?' Seine Stimme klang jetzt weicher. Woher wusste er, dass ich es bin? Jetzt konnte ich nicht anders. Ich musste mit ihm reden.
'...ja...' Mehr bekam ich zur Zeit nicht raus. Mein Kopf suchte nach Worten. Darauf war er wohl auch nicht gefasst. Ihm ging es wohl genauso.
'Schön, dass du anrufst.' In diesen vier Wörtern lagen Hoffnung und Erleichterung, die ich ihm wohl mit meiner nächsten Antwort, sofort wieder rauben würde.
'Ich wollte eigentlich mit deiner Mutter sprechen, sie sagte, ich soll anrufen, wenn ich zu Hause angekommen bin, gestern hab ich es vergessen, war ziemlich müde und außerdem war es auch schon sehr spät.' Es tat mir selber weh, aber ich musste es tun, für ihn und Chantal. Wenn sie eine Chance hatten, indem ich mich von ihnen fern hielt, würde ich das tun.
'Achso...' Wie vermutet waren Hoffnung und Erleichterung sofort wieder verschwunden. Eine kurze Zeit war stille. Dann begann ich das Gespräch wieder fort zusetzten.
'Ja... Ist sie da? Oder du kannst ihr auch... einfach sagen, dass ich... zu Hause bin und so.'
'Nein, sie ist vorhin weg gefahren... kaufen.'
'Okay. Gut. Dann sag ihr das bitte... und das es mir leid tut, jetzt erst angerufen zu haben.'
'Das versteht sie bestimmt.'
'Ja gut. Dann leg ich wohl mal wieder auf.' Schrecklich wie verkrampft dieses Telefonat verlief.
'Nein. Nein bitte nicht.' Es war nur ein leises, unsicheres flehen. Als Antwort bekam er lediglich ein schweigen. Jetzt war er es wieder, der weitersprach.
'Du weißt, dass wir reden müssen...' Bevor er weiter reden konnte, unterbrach ich ihn.
'Ja! Ja ich weiß das wir reden müssen. Ich weiß, dass ich mich falsch verhalte, die ganze Zeit schon. Ich weiß, dass ich dich die ganze Zeit vor den Kopf stoße, glaub mir ich will es nicht, aber es ist besser so, wirklich. Es tut mir leid, alles.' Bei den letzten Worten musste ich ein lautes schluchzen unterdrücken. Ich wollte nicht schon wieder weinen. Es würde nichts bringen, rein gar nichts.
'Ich kann dich verstehen, zum Teil. Ich mach dir keine Vorwürfe.' Sofort unterbrach ich ihn erneut.
'Doch. Doch das solltest du.'
'Nein. Ich weiß wie viel dir Chantal bedeutet. Aber bedeute ich dir gar nichts? Der Kuss... du kannst doch nicht sagen, dass er dir nicht bedeutet hat.'
'Natürlich bedeutet sie mir viel, sie ist wie eine Schwester für mich. Du sagst du verstehst mich? Dann musst du doch verstehen, dass ich nicht mit dem Jungen, den sie liebt...' Diesmal war es nicht er, der mich unterbrach, sondern meine Tränen, die wie ein Bach, über meine Wangen flossen.
'Pssst. Nicht weinen. Es wird alles gut.' Alles wird gut? Wie kann er jetzt sagen, dass alles gut wird? Chantal wird mir nie verzeihen, was ich ihr angetan habe.
'Nichts wird gut. Vergiss einfach was war und am besten vergisst du auch mich.' Jetzt passierte etwas, womit ich nicht gerechnet habe, doch damit hätte rechnen müssen. Das nächste was ich hörte war ' Dut-Dut-Dut-Dut-Dut-Dut.' Er hatte aufgelegt. Folgte er meiner Anweisung und fing jetzt damit an? Schnell lief ich zur Tür und schloss sie ab und setzte mich in die Ecke, wo mein Kopf, tränen überströmt in meine Hände sank.
Stunden saß ich dort und weinte, ohne einen bestimmten Grund dafür zu haben. Er tat nur das, was ich ihm sagte. Ich ließ mich auf den Boden sinken, wo ich dann nach einiger vergangener Zeit, durch das viele weinen, schließlich einschlief. 

Samstag, 5. November 2011

Teil 49 - Home sweet home.

Stille. Mir ist ja schon klar, dass sie etwas überrascht sind, aber freuten sie sich gar nicht, dass ich jetzt schon wieder da sei? Langsam ging ich zum Tisch und umarmte Sandra und Mama zur Begrüßung, dann setzte ich mich hin. Mir war klar, dass in ihren, besonders in Mama's Kopf, ein paar ungeklärte Fragen schwirrten, doch da ich Hunger hatte, wollte ich diesen zuerst stillen.
'Kann ich zuerst essen?' Bevor sie fragte, sagte ich ihr lieber gleich, dass ich zuerst etwas essen wollte.
'Was?' Ich lächelte, sie wusste ganz genau, was ich meinte.
'Ich esse zuerst, bevor ich dir sage, warum ich schon heute... beziehungsweise gestern schon nach Hause kam. Das willst du doch bestimmt wissen, oder?'
'Achso. Ja, ist okay. Gleich dann.'
Ich war ziemlich froh darüber, dass sich meine kleine Schwester jetzt schnell verabschiedete. Wenn sie wüsste, bei wem ich die letzten Tage gewesen bin, würde sie wahrscheinlich ausrasten. Und sauer sein, weil ich ihr kein Autogramm von dem Sebastian Wurth mitgebracht habe. Als meine Schwester dann aus der Tür verschwand, beschloss ich mit der Erklärung zu beginnen.
'Also...' Jetzt sah mich meine Mutter neugierig an.
'Basti hatte mich ja angerufen. Es war beziehungsweise es sollte ein Überraschungsbesuch sein, für Chantal. Deswegen wusste sie nichts davon.' Ich wollte nicht lügen, aber die Wahrheit konnte ich doch auch nicht sagen. Bis hier hin, war es ja die Wahrheit.
'Und es war ein... falscher Zeitpunkt. Ich kam ziemlich ungelegen. Die erste Nacht hab ich dann in einem Hotel übernachtet, dann wollte ich schon nach Hause, hab aber... den Zug verpasst. Dann bin ich zu Basti, wollte da dann eigentlich übernachten, so dass ich heute den Zug nach Hause nehmen konnte.' Bevor ich weiter reden konnte, unterbrach mich meine Mutter.
'Aber? Du bist ja schon seit gestern... irgendwann hier...'
'Ja. Naja. Es ist dann doch noch ein Zug gefahren, den hab ich dann genommen.' Ich konnte noch nie gut lügen, ich wusste nicht, ob sie es merkte, aber wenn, ließ sie es sich nicht anmerken.
'Das wars.' ich lächelte. 'Und ich freue mich jetzt wieder, zu Hause zu sein.' Das stimmte. Jetzt fiel mir wieder ein, dass ich Margit noch anrufen musste, da ich das gestern, vor lauter Müdigkeit, vergessen hatte. Ich stand auf.
'Ich muss Margit noch anrufen, sollte ich gestern schon, aber ich war so müde und es war auch schon ziemlich spät... Ich ruf dann grad mal an.'
Schnell lief ich zurück in mein Zimmer, nahm mein Telefon und mein Handy, schließlich wusste ich die Telefonnummer von Familie Wurth nicht auswendig. Ich hoffte nur, dass auch wirklich Margit ans Telefon ging. Denn wenn Basti dran ginge, was dann? Auflegen? Nein, ich bin doch kein kleines Kind mehr! Erstmal gucken... Ich tippe die Zahlen ein.
Dut – Dut – Dut
'Schweighofer?' Was?
'Ent... Entschuldigung, ich hab mich verwählt.'
Sofort legte ich wieder auf. Erneut tippte ich die Zahlen und wartete.
Dut – Dut – Dut
'Hallo?' Mein Herz begann zu Rasen.

Mittwoch, 2. November 2011

Teil 48 - Schlechtes Gewissen.

Die Nacht verging viel zu schnell. Wahrscheinlich lag das an diesem Traum, der, im Vergleich zu den anderen, sehr realistisch war. Unglaublich! Hatte ich wirklich nur geträumt, oder es sogar erlebt? Ich setzte mich auf. Die Sonne, die durch mein Fenster schien, ließ mich blinzeln. Dieser Traum machte mir angst, nicht nur, weil er so realistisch war, auch, weil es um eine ganz bestimmte Person ging, von der ich eigentlich nicht träumen wollte. Doch darauf hab ich schließlich kein Einfluss. Und auch, was es nicht grad, das tollste Gefühl, direkt, nachdem man grade erst aufgewacht ist, ein schlechtes Gewissen hat. Gewissens geplagt ließ ich mich wieder zurück, in mein geliebtes, Bett fallen. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick durch mein Zimmer fliegen. Als ich daran dachte, dass ich gestern Abend, vergessen hatte, Margit anzurufen. Dann würde ich das gleich nachholen, schließlich war es ja auch schon sehr spät und dann noch anrufen? Vielleicht hatte sie schon geschlafen, hatten sie schon geschlafen und ich hätte sie unnötiger weise geweckt. Erneut setzte ich mich auf. Schnell nahm ich mein Handy und schaltete es ein. Ich wartete einen Moment und dann kamen sie, die Meldungen. Fünf Anrufe in Abwesenheit und drei neue Textmeldungen. Die Anrufe waren alle von Basti gewesen. Ein komisches Gefühl bahnte sich in meinem Magen an. Jetzt schaute ich nach den Nachrichten. Zwei von Basti und eine von Mare. Also öffnete ich die eine SMS von Basti.
'Was tut dir leid? Warum bist du denn gefahren? Einfach so? Ruf an. Bitte.'
Und jetzt die andere SMS.
'Ich kann nicht schlafen. Warum? Erklär es mir! Warum willst du nicht einmal mehr mit mir reden? Dann schreib wenigstens zurück, ja?'
Ein schlag in den Magen.
Jetzt, las ich die letzte Nachricht, von Mare.
'Süße! :) Wie geht’s dir? Also ich komm heute wieder. Amerika war total toll, erzähl dir später dann alles. Sehen wir uns? Schreib zurück, schnell!! :D :*'
Nach einem Jahr, sah ich sie jetzt endlich wieder. Ich freute mich sehr, sie wieder sehen zu können, doch die Tatsache, das ich so dumm bin und allen, die mir wichtig sind, weh tu, war schrecklich. Doch ich stand jetzt auf, nahm ein paar Klamotten und verschwand damit im Bad. Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mich schnell an und ging dann runter. Mir fiel ein, dass ja noch keiner meiner Familie wusste, dass ich wieder da war. Was sollte ich ihnen sagen? Etwa die Wahrheit? Das ich abgehauen bin? Mich von keinem Verabschiedet habe außer Bastis Mutter? Dass ich, wegen Weg musste? Musste, weil ich es wollte? Weil ich scheiße gebaut hatte? Nein. Ich würde ihnen, was anderes sagen. Falscher Zeitpunkt? Ja das klang einleuchtend. Schließlich wussten sie, dass ich eigentlich erst später vorhatte, nach Wipperfürth zu fahren, aber da Basti mich fragte, ob ich jetzt schon kommen könnte, um Chantal zu überraschen, war ich schon früher gefahren. Was aber leider nicht in Chantals Zeitplan passte. Also ging ich weiter in die Küche und dort saß meine Mutter mit meiner kleinen Schwester am Frühstückstisch. Erstaunt sahen sie mich an.
'Tahdaaah' brachte ich mit einem gezwungenem Lächeln her raus.

Dienstag, 1. November 2011

Teil 47 - Zugfahrt nach Hause.

Ich sah nicht mehr zurück. Ich wollte jetzt einfach nur noch nach Hause. Es waren nicht viele Leute im Zug, was auch logisch war, schließlich waren sie, um diese Uhrzeit meistens schon zu Hause. Da, wo ich jetzt auch sein wollte. Ich sehnte mich nach meinem Bett. Aber da musste ich mich noch etwas gedulden. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen die Fenster und sah hinaus in jetzt nach und nach auftauchende Landschaft. Ich ließ meine Gedanken ziehen. Weit weg von der Realität.
Doch lange hielt das nicht. Den ein klingeln holte mich sofort wieder in die Realität zurück. Ich sah mich um, doch niemand anderes war da. Immer noch klingelte es, jetzt wusste ich was es war: Mein Handy. Genervt holte ich es aus meiner Hosentasche. Als hätte ich es mir nicht schon denken können. Basti. Seine Mutter war wahrscheinlich zu Hause angekommen. Er hatte wohl gemerkt, dass ich nicht mehr da bin, sie nicht nur kurz alleine lies. Aber ich wollte jetzt nicht mit ihm reden. Ich müsste erklären warum ich gegangen wäre. Aber ich musste gehen. Besser spät als nie. Schließlich drückte ich ihn weg und verfrachtete mein Handy wieder in der Hosentasche. Doch es brachte nichts. Erneut klingelte es. Basti. Jetzt wurde mein schlechtes Gewissen wieder entfacht. Wieso war ich so? So dumm? Warum machte ich mir das Leben schwerer, als es sowieso schon war? Diesmal drückte ich ihn nicht weg, doch nahm das Gespräch auch nicht an. Ich legte es auf den gegenüberliegenden Sitz und hoffte, dass es bald aufhören würde. Als das Klingeln dann auch endlich verebbte, nahm ich mein Handy, schaltete es auf Lautlos und verstaute es in meiner Westentasche. Ich legte meinen Kopf wieder gegen meine Fenster, doch diesmal blieben meine Gedanken hier. Bei Chantal, bei Basti. Hatte ich jetzt gleich zwei, wenn nicht sogar drei, Freundschaften zerstört? Die Freundschaft zu Chantal. Die Freundschaft zu Basti und die Freundschaft zwischen Basti und Chantal? Was hätte er ihr erzählt? Was wusste sie jetzt schon alles? War sie noch bei ihm? Meine Gedanken wurden durch ein kurzes vibrieren in meiner Westentasche unterbrochen. Diesmal kein Anruf. Das musste eine SMS sein. Also nahm ich mein Handy noch einmal hervor und öffnete die neue Textmeldung. Es war mir schon fast klar, wer es nur sein konnte.
'Wieso drückst du mich weg? Wieso gehst du nicht dran? Wieso bist du gefahren? Was soll ich jetzt machen? Bitte. Ich muss mit dir reden. Und ich musste dir doch noch was sagen, es ist wichtig, sehr wichtig. Ruf mich bitte an, egal wann! Nur ruf mich an. Basti...'
Reglos saß ich dort, im Zug der nach Hause fuhr, und starrte den Display meines Handys an. Unfähig meine Augen von dieser Nachricht zu lösen, schossen mir, wie so oft heute schon, Tränen in die Augen. Aber wieso immer heulen? Es bringt nichts, rein gar nichts. Das macht die Zeit nicht ungeschehen. Diesmal musste ich antworten.
Doch was sollte ich sagen?
'Es tut mir leid...' war das Einzige was mir einfiel. Also beließ ich es dabei und versendete sie. Jetzt schaltete ich das Handy ganz aus. Ich wollte nicht wissen, was in der SMS stand, die er auf meine zurück schrieb. Mein Kopf lehnte ich wieder gegen die Fenster. Diesmal konnten meine Gedanken treiben, wie und wo sie wollten, denn ich schlief, dankbar über die Müdigkeit, schnell ein. Es war gut, dass ich so einen leichten Schlaf hatte, denn durch eine raue Stimme, die aus den Lautsprechern kam, wurde ich wach. An der nächsten Station musste ich aussteigen. Nach ungefähr zwanzig Minuten tauchte wieder diese Stimme auf. 'Nächster Halt...' Bla bla. Ich versuchte die Stimme zu ignorieren und ging zu den Türen. Ich drückte den Knopf und schon öffneten sie sich. Ich stieg aus. Die bekannte Gegend tat mir gut. Schnell ging die paar Straßen zu mir nach Hause. Inzwischen gaben nur noch die Straßenlaternen licht. Es war ziemlich kalt, dass führte dazu, dass ich fast nach Hause rannte. Zu Hause würde mein warmes Bett auf mich warten. Zum Glück begegnete mir auf dem Weg keiner. Endlich vor der Haustür angekommen, suchte ich nach meinem Schlüssel. Irgendwo hier hatte ich ihn doch.
Nach gründlichem durchsuchen meiner Tasche fand ich ihn dann. Schnell schloss ich auf und trat ein. Direkt wurde es wärmer. Hier war es zwar dunkler, als auf der Straße, weil alle schon schliefen, doch es war warm. Um niemanden aufzuwecken, schlich ich die Treppe, so leise wie möglich, hinauf. Dann in mein geliebtes Zimmer. Schnell stellte ich den Koffer ab, zog mich um und ließ mich auf mein Bett fallen. Unglaublich. Ich war da. Wieder zu Hause. Jetzt wollte ich nur noch schlafen. Ich schlüpfte unter meine Decke, drehte mich zur Seite und schloss die Augen. Gott sei Dank über-mahnte mich der Schlaf schnell, sodass ich mein Kopf aufhörte, über den heutigen Tag nachzudenken.