Montag, 23. April 2012

Teil 69

Es war noch früh am Morgen, als mich die Klingel unserer Haustür weckte. Natürlich hatte ich keine Ahnung wer es war. Umso erstaunlicher fand ich es, als mich meine Mutter runter rief. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es nun doch gar nicht mehr so früh war, wie ich anfangs dachte. Also zog ich mich in Lichtgeschwindigkeit um. Nachdem ich laufend am unteren Ende der Treppe ankam stand er auch schon da...

Was wollte er bitte hier? Ungläubig starrte ich ihn an.
'Guten Morgen, tut mir leid, falls ich dich irgendwie geweckt habe oder so...'
'Was machst du denn hier?' Ich ließ es zwar nicht absichtlich so unfreundlich klingen, aber in meinem Kopf war völliges Chaos. Wieso er? Wieso hier?
'Naja...' begann er. 'Ich wollte sehen, wie es dir geht... Ich mein, gestern...' Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden.
'Woher heißt du wo ich wohne?' Meine abstoßend kalte Art erschrak mich selber etwas, aber sollte ich so tun, als wäre nie irgendwas passiert? Vielleicht regiere ich manchmal auch was über, doch in so Momenten, wenn man nicht weiß was man tun oder sagen soll, ist das wahrscheinlich Menschlich. Trotz allem ließ er sich nicht verunsichern.
'Also, vielleicht hast du es ja gemerkt oder so. Nicki versteht sich halt sehr...' Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach. '...sehr gut mit Mare. Ich schätze fast er mag sie ein bisschen zu sehr.' Der letzte Satz ist ihm höchst wahrscheinlich nur so raus gerutscht, denn es klang so, als würde er lediglich laut denken. Deswegen überhörte ich den letzten Satz einfach und wartete. Nach einiger Zeit des Schweigens, war ich es, die Antwortete.
'Dass beantwortet aber keineswegs meine Frage.' Natürlich konnte ich mir denken, was er damit Ausdrücken wollte und klar wusste ich, dass sich Mare gut mit Nicki verstand.
'Nunja. Da er sich ja so gut mit ihr versteht, dachte ich, ich frag ihn, ob er sie fragen kann wo du wohnst...' Ich machte einen Ansatz um ihn zu unterbrechen, aber er redete weiter.
'...bevor du mich unterbrichst, hör mir bitte kurz zu, ja?' Ohne es wirklich zu wollen, nickte ich schließlich und ließ ihn reden.
'Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Eigentlich auch schon gestern, aber dazu bin ich ja nicht gekommen. Also... es tut mir wirklich leid. An dem Abend hatten wir alle ziemlich viel getrunken und normalerweise sind wir nicht so. Keine Ahnung was uns beziehungsweise mich da... veranlasst hat. Ich hoffe du kannst uns und besonders mir verzeihen, irgendwie.'
'Du solltest dich eher bei ihm entschuldigen, schließlich wolltest du... was von ihm.'
'Würde ich ja, aber ich kenne ihn nicht.'
'Und mich schon?'
'Nein. Nicht richtig. Aber als ich dich gestern gesehen hab... Ich weiß auch nicht. Ich finde du bist ein nettes Mädchen und alles und dann warst du so, wie soll ich sagen, nicht bei der Sache, ich hoffe, dass es wegen uns war oder so.'
'Nein es war nicht wegen euch. Aber ich bitte euch einfach, dass nicht mehr zu machen. Schon gar nicht, bei unterlegenen kleineren Jungen oder so.'
'Das war `ne echt dumme Aktion, wir wissen das und es wird auch nie mehr vorkommen. Wie gesagt, es tut mir wirklich sehr leid.'
'Ja. Ist okay. Ich habs jetzt verstanden. Ich würde mich dann jetzt gerne, richtig fertig machen ect. Also wenn nichts mehr ist?!'
'Nein, nein. Entschuldigung falls ich gestört habe. Ich hoffe wir sehen uns.'
Als er dann weg war, ging ich in die Küche, um mir was zu essen zu machen. Nachdem ich dann wieder in meinem Zimmer ankam, nahm ich mein Handy um Mare anzurufen.
Adam – Adriana – Aileen – Alina – Bea – Caitlyn – Caro – Chantal... Ein einziger Name schaffte es, all die Erinnerungen sofort wieder aufleben zu lassen. Natürlich dachte ich jeden Tag an sie, doch manchmal, wenn ich es grade verdrängt habe und mich auf etwas zu konzentrieren versuche, kommt irgendwas und es ist alles wieder da. Automatisch flossen Tränen über meine Wangen. Ob sie schon wusste, dass ich wieder zu Hause bin? Ob Basti schon mit ihr geredet hat? Haben sie sich schon vertragen? Ich vermisse sie. Sie fehlt einfach hier. Unvorstellbar sie nicht mehr in meinem Leben zu haben.

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