Freitag, 9. Dezember 2011

Teil 58

Die Zugfahrt zog sich ins endlose. Keiner sprach, was wahrscheinlich an mir lag. Ich saß da, starrte aus dem Fenster auf die an uns vorbeiziehende Landschaft. Meine Gedanken kreisten ohne Unterbrechung allein um Chantal, ihre mögliche Reaktion. Würde sie es verstehen, ausrasten, weinen oder gleich weglaufen? Würden wir danach noch Freunde sein? Würde sie mich hassen? Natürlich würde sie das. Ich hasse mich selbst dafür, aber ich liebe ihn. Könnte ich mich entscheiden, oder hatte ich das nicht bereits? Schließlich bin ich mit ihm zusammen. Hatte ich mich denn wirklich schon Entschieden? Viel zu tief in Gedanken versunken, bemerkte ich gar nicht, wie der Zug zum stehen kam. Als ich meinen Blick dann auf die geöffnete Tür richtete, bemerkte ich, wie eine Masse von Menschen den Gang entlang zum Ausgang strömte. Nun bemerkte ich auch Basti, wie er mich etwas genervt ansah. Ruckartig stand ich auf und folgte mit schnellen Schritten den letzten Leuten aus dem Zug. Nervös wartete ich auf Basti, der jetzt auf mich zu kam. Schnell lief ich die drei Schritte, die jetzt noch zwischen uns lagen, auf ihn zu und schlug die Arme um ihn. Wahrscheinlich wusste er wieder, was mir die ganze Zeit durch den Kopf ging.
'Es wird schon alles gut werden.' Seine leisen Worte, hallten in meinem Kopf. Es hörte sich nicht Richtig an. Es würde nicht gut werden. Klar kann sie mir viel verzeihen, aber auch nicht alles. Nicht das hier. Doch ich erwiderte nichts. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion. Bevor ich mich von ihm löste, zog ich seinen unbeschreiblichen tollen Duft ein. Als ich mich dann umdrehte und weiter gehen wollte hielt er mich am Arm fest.
'Wo willst du hin?'
'Zu dir nach Hause? Ich mein wir können auch gleich zu Chantal...'
'Quatsch, was redest du da?'
'Ehm...' Fragend sah ich ihn an.
Sanft zog er mich wieder zurück an seine Brust.
'Meine Mutter kommt uns abholen.'
'Ach so. Sag das doch gleich und verwirr´ mich nicht so.'
'Tut mir sehr leid. Kannst du mir das verzeihen?'
'Nein, auf keinen Fall.' Mein ironischer Unterton war nicht zu Überhören.
'Das ist sehr schade.'
'Ziemlich.' Ich küsste ihn leicht und wandte mich dann erneut von ihm ab, um in Richtung Parkplatz zu laufen. Als wir dort ankamen, stand seine Mutter schon vor dem Auto und wartete auf uns.
'Woher weiß sie überhaupt, dass wir kommen?'
'Ich hab im Zug mit ihr telefoniert, als du von der Landschaft geträumt hast.'
'Ich hab nicht von der Landschaft geträumt.' Meine Stimmung veränderte sich schlagartig. Doch zum Glück sagte er weiter nichts mehr, da wir nur noch ein paar Schritte von seiner Mutter entfernt waren. Eine kurze Begrüßung und schon saßen wir im Auto. Nach einer eigentlich kurzen fahrt, kamen wir dann endlich bei ihm zu Hause an. Unsre Sachen stellten wir in seinem Zimmer ab. Langsam setzte ich mich auf sein Bett. Wann würden wir zu Chantal gehen? Jetzt gleich? In einer Stunde? Leichte Panik über-mahnte mich.
'Lass uns gleich gehen, ja?'
'Was jetzt?'
'Naja, ich kann auch alleine gehen. Wäre vielleicht auch besser, wer weiß.'
'Nein. Nein auf keinen Fall.'

1 Kommentar:

  1. ich möchte jetzt so gerne wissen, wie Chantal darauf reagiert :)
    ein sehr sehr schöner teil! (;

    LG ♥

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