Samstag, 4. Februar 2012

Teil 62

Nachdem ich nun auch das Haus verlassen hab, blieb ich noch einmal kurz stehen. Es war komisch zu gehen, ohne zu wissen wann oder ob ich je wieder hier her zurückkehren würde. Doch es blieb mir nichts anderes übrig. Zu meinem entsetzten fing es auch noch an zu regnen. Also lief ich die Straße entlang, um schnellstmöglich am Bahnhof anzukommen. Auf dem Weg dorthin begegneten mir nur vereinzelt Leute in meinem Alter, doch die nahm ich kaum war. Ich war zu sehr darauf konzentriert, einen Fuß vor den anderen zu setzten, um nicht darüber nach zu denken, dass ich schon wieder vor meinen Problemen weglaufen würde. Ich hoffte, dass sich die Lage dadurch entspannte und Chantal mir eines Tagen vielleicht doch verzeihen würde. Als ich am Bahnhof ankam, musste ich dann auch nicht mehr lange warten bis mein Zug kam. Doch die zehn Minuten, die ich noch warten musste, kamen mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Es waren nicht viele Leute hier, doch die die da waren, fielen mir sofort auf. Dieses Gebrüll war wohl nicht zu überhören. Ich machte mir nichts draus. Ich setzte mich auf die Bank und wartete dort ungeduldig auf meinen Zug. Während ich wartete nahm ich mein Handy. Es war schon ziemlich spät, doch trotzdem hoffte ich, dass Mare noch wach sein würde. Schnell schrieb ich ihr eine SMS.
'Süße! Wie geht’s dir? Bist du noch wach? Wenn ja, schreib mir bitte zurück. Ich muss unbedingt mit dir reden. :*'
Bevor ich auch nur aus Senden gedrückt hatte, kam auch schon der Zug. Mit quietschenden Rädern kam er zum stehen. Drei Leute stiegen aus. Schnell stieg ich ein und setzte mich auf einen der ersten Freien Plätze. Und ich musste auch nicht mehr lange warten dann vibrierte mein Handy. Anstatt zurück zu schreiben rief sie mich an.
'Heeey.'
'Hey Süße. Was ist los?'
'Hab ich dich geweckt?' Verunsichert wartete ich auf eine Antwort.
'Nein, ich war noch wach, wieso?'
'Ich komm nach Hause.' Währenddessen ich redete, hörte ich hinter mir wieder dieses Gebrüll. Die Gruppe Jungs, die vorhin am Bahnsteig standen, mussten also in den gleichen Zug eingestiegen sein.
'Waas? Wieso das denn? Wer brüllt den da die ganze Zeit so dumm? Wo bist du überhaupt?'
'Ich bin im Zug. Da sind nur so Typen, die auch mit dem Zug hier fahren. Ich will einfach nur nach Hause. Ich musste hier weg.'
'Kannst du mir mal bitte erzählen was los ist? Nur so zum Verständnis?' Tränen stiegen mir in die Augen.
'Ich bin weggelaufen. Schon wieder. Ich muss nach Hause. Es war falsch, ich hätte es wissen müssen, wie sie reagiert. Ich hab alles kaputt gemacht.' Ich betonte jedes einzelne Wort, so gut es meine Stimme zu ließ.
'Oh Süße. Ich komm dich vom Bahnhof abholen, okay? Wann bist du da?' Auf einmal kam einer der Typen an mir vorbei. Ich erschrack. Unfähig zu reden, geschweige denn mich zu bewegen, blickte ich dem Jungen nach. Er steuerte auf einen anderen Jungen zu, der ein etwas jünger sein musste als ich selbst, und blieb neben ihr stehen. Mein Herz raste. Was bitte wollte er von ihm?
'Melissa. Hey! Bist du noch da?'
'Pssst. Warte kurz.' Es war nur noch ein flüstern, so dass ich glaubte, sie hätte mich nicht verstanden.
'Was ist de...' Sie wurde durch ein plötzliches Geschrei unterbrochen. Bin ich in einem schlechten Film? Der Typ, der eben an mir vorbei ging, war der, vom dem das Geschrei jetzt ausging. Mein Herz begann wie wild zu schlagen. Soll ich hingehen, soll ich sehen, was da los ist? Ohne weiter groß darüber nach zu denken stand ich auf und ging zu den beiden Jungen.
'Ist alles in Ordnung?', fragte ich den jüngeren der beiden. Der Antwortete nur zögernd.
'Der Typ macht mich dumm an, ich kenne den nicht mal!' Jetzt wand ich mich an den zwei Köpfe größeren Jungen.
'Was willst du von ihm?' Schwankend drehte er sich zu mir um.
'Was willst du denn?'
'Dass du ihn in ruhe lässt und dich wieder zu deinen anderen brüllenden Typen gesellst.' Die Worte klangen härter, als ich sie raus bringen wollte...

1 Kommentar:

  1. Ohjee was macht die denn ...
    ich hoffe das geht nicht schief ://
    aber wieder toll geschrieben :)))
    lg Vanni :**

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