Montag, 14. November 2011

Teil 53

Wir gingen nicht sofort zu ihr. Der kleine Spaziergang tat gut. Nach einem Jahr mit ihr wieder durch die Straßen zu gehen, erinnerte mich aber auch an die Zeit mit Chantal, bevor sie weggezogen war. Schließlich bogen wir in die Straße an, in der sie wohnte. Da niemand anderes da war, setzten wir uns ins Wohnzimmer. Zuerst wollte ich wissen, wie ihr es ging, wie es in der USA war, was sie dort machte, ob sie nette Leute kennengelernt hatte, wie die Leute dort generell waren. Natürlich war es hauptsächlich meine Interesse, weswegen ich alles Mögliche von der Zeit in Amerika von ihr wissen wollte, doch auch half es mir meine anderen Gedanken, und besonders mein immer noch an anhaltende schlechte Gewissen, in den hinteren Raum meines Kopfes, für wenigstens kurze Zeit, zu verbannen. Ich hörte ihr sehr gerne zu, es war interessant zu hören, was sie dort alles erlebt hatte, da ich genauso wie sie, Amerika sehr gerne mochte. Als sie mir dann detailliert beschrieben hatte, was sie alles wann wie und wo gemacht hatte, kamen wir auf mich zu sprechen, beziehungsweise auf das, was hier alles in ihrer Abwesenheit passiert ist. Ich erzählte ihr von der Schule, vom Abschluss und von Chantals Umzug nach Wipperfürth. Dann wollte sie natürlich auch wissen, was es mit dem Kuss zwischen mir und Basti auf sich hatte. Das konnte ich ihr nicht wirklich erklären, denn ich wusste ja selbst nicht, was genau jetzt los ist. Stattdessen erzählte ich ihr, von dem Konzert und der ersten Begegnung mit Basti. Dann von dem 'Geschenk' das ich Chantal zum Abschied machte, als er zu uns kam. Schließlich berichtete ich ihr noch von meinem Kurtrip nach Wipperfürth, den Sebastian arrangiert hatte, um eigentlich Chantal zu überraschen. Neugierig sah sie mich an.
'Was ist passiert?'
'Naja, sie war anfangs nicht sehr erfreut mich zu sehen. Dann bin ich ins Hotel, wollte dann am nächsten Morgen wieder nach Hause.'
'Bist du aber nicht?'
'Nein. Ab jetzt würd's da ziemlich kompliziert...'
'Egal, erzähl.' Sie lächelte mich aufmunternd an.
'Ich wusste, durch Telefonate mit Chantal, schon vorher, dass sie Gefühle für ihn hat. Und ich hab ein sehr sehr sehr schlechtes Gewissen. Im Hotel gab es bereits einen Kuss. Ich weiß, dass ich eine schlechte Freundin bin. Aber ich konnte es da nicht mehr ändern, ich wollte dann fahren, ich war auch schon am Bahnhof, dann kam aber Basti und überredete mich, wenigstens noch einen Tag zu bleiben, er wollte reden. Dann sind wir zu ihm und dann haben wir halt geredet. Und dann kam Chantal und ich hab die zwei dann alleine gelassen und hab dann die Entscheidung getroffen, nach Hause zu fahren.'
'Wie nach Hause zu fahren?'
'Ich hab's als die beste Lösung gefunden. Ist ja auch egal. Fakt ist ich hätte nie nach Wipperfürth fahren dürfen, denn damit hab ich alles kaputt gemacht.'
'Och Süße...'
'Nein. Es ist so. Wenn Chantal das erfährt, redet sie nie wieder mit mir. Ich fühl mich so schlecht. Und was ist, wenn ich jetzt auch noch die Freundschaft zwischen Chantal und Basti, damit kaputt gemacht habe?'
'Aber er liebt dich, sonst wäre es doch nicht so wie es jetzt ist. Und du liebst ihn doch auch, oder nicht?'
'Ja. Ja ich liebe ihn. Aber trotzdem, ich bin schon so lange mit Chantal befreundet, dass alles auf's Spiel zu setzen...'
'Wenn du sagst, wenn Chantal das erfährt..., weiß die dann also noch nichts davon?'
'Nicht das ich wüsste.'
'Schwierige Situation, aber was sagt er denn dazu?'
'Keine Ahnung.'
'Wie, du weißt das nicht?'
'Da drüber haben wir irgendwie noch nicht wirklich gesprochen.'
'Dann solltet ihr das mal tun.'
'Ja, sollten wir.' Erwartungsvoll sah sie mich an.
'Was denn?'
'Worauf wartest du?'
'Bitte?'
'Geh schon!' 

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