Dienstag, 22. November 2011

Teil 54

Für den Rückweg ließ ich mir grade die Zeit, die ich unbedingt brauchte. Auf dem Weg dachte ich über vielerlei Dinge nach. Und wie so oft schwirrten mir Hunderte von Fragen in meinem Kopf umher. Ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken, bog ich in die letzte Seitenstraße ein. Nach einer gefühlten Stunde kam ich endlich wieder an unserem Haus an. Ich hatte die Zeit total vergessen. Wie lange war ich bei Mare? Hatten wir uns so lange Unterhalten? Denn es begann bereits zu Dämmern, als ich mein Handy aus der Tasche zog, um zu sehen, wie viel Uhr wir hatten. 20 Uhr 30 und drei neue Textmeldungen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es geklingelt haben muss. Sie waren von ihm.
'Braucht ihr noch lange? ;) :*' war die Erste und 'Seid ihr immer noch am reden? :D' war die zweite. Ein lächeln umspielte meine Lippen und schließlich öffnete ich die dritte und letzte Nachricht.
'Wann kommst du wieder? Mittlerweile wird’s ziemlich … einsam ohne dich :/ Ich vermisse dich!'
Schnell steckte ich mein Handy wieder zurück in die Hosentasche und öffnete die Tür.
Seltsam, dass im ganzen Haus keine Lichter mehr brannten. Ohne auf irgendeinen Gegenstand zu achten, gegen den ich vielleicht laufen könnte, lief ich die Treppe hinauf und direkt in mein Zimmer. Auf hier erleuchtete lediglich der Fernseher das sonst komplett dunkle Zimmer. Ohne einen Laut schloss ich die Tür hinter mir und ging rüber zu meinem Bett. Dort kniete ich mich neben den wundervollen Jungen, der dort in meinem Bett lag. Seine Augen geschlossen. Sein Atem langsam und gleichmäßig. Die Stimmen die aus dem Fernseher drangen, versuchte ich so gut es ging auszublenden. Meine Hand begann sich seinem Gesicht zu nähern, bis ich zögernd inne hielt. Eine mir unbekannte Stimme aus dem Fernseher hielt mich davon zurück, seine Wange zu berühren. Keine Ahnung welcher Film dort lief ich kannte ihn nicht, doch dieser eine Satz, brachte sofort an meine Zweifel wieder.
'Bist du dir sicher, dass du das Richtige tust?'
Genervt lehnte ich mich wieder zurück und griff nach der Fernbedienung. Ein Knopfdruck und das Bild verschwand. Erleichtert über die Stille wandte ich mich erneut zu ihm. Diesmal Strich ich ihm langsam und vorsichtig über seine Wange. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Ich erstarrte. Regungslos betrachtete ich sein makelloses Gesicht. Jetzt zog ich verunsichert meine Hand zurück.
'Du schläfst gar nicht?' trotz meinem vorwurfsvollem Unterton war meine Stimme nur ein flüstern.
'Natürlich schlaf' ich.' Mit einem lachen öffnete er seine Augen.
'Ja, sehr überzeugend.' Ich stimmte in sein lachen ein. Er sah zu dem Fernseher und dann zu mir.
'Das wollte ich eigentlich noch zu Ende gucken.' Erneut dieses Lächeln.
'Oh. Entschuldigung. Am Anfang dachte ich wirklich...'
'Ja, ja. Kennst du das Spiel -Der Schlafkönig-?'
'Ehm. Ja. Das haben wir früher im Kindergarten gespielt.'
'Ja, genau. Wir auch und in diesem Spiel war ich Unschlagbar.'
'Faszinierend.'
Sein Gesicht kam immer näher und mit dem nächsten Atemzug, zog er mich in einen Kuss.

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