Montag, 10. Oktober 2011

Teil 36 - Richtig oder Falsch?

Jetzt schloss auch ich die Augen. Es war unbeschreiblich, aber irgendwas in mir sagte, dass es falsch war. Ich durfte das nicht weiter zulassen. Zu schnell beendete ich den Kuss. Ich lief ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Mir war klar, dass ich mich grade total daneben benahm. Aber ich konnte ihm nicht noch einmal in die Augen schauen. Nicht jetzt, nachdem ich mich so... dumm benommen hatte. Oh Gott. Was hab ich da gemacht? Hätte ich es soweit kommen lassen? Augenblicklich schossen mir Tränen in die Augen. Mein Herz wollte ihn sofort wieder sehen, ihm erklären warum ich so gehandelt habe, aber mein Kopf sagte mir, dass ich das nicht kann. Ich durfte es einfach nicht! Nun klopfe es an die Tür. Mein schluchzen erstickte sofort. Er sollte nicht wissen, dass ich jetzt auch noch weine! Ich wollte hier weg. Ich wünschte ich wäre nie hier her gekommen. Dann wäre mir alles erspart geblieben. Aber ich musste ihm doch wenigstens sagen warum, ich das grade hier gemacht habe. Ja, ich musste, aber ich durfte nicht. Es ist selbstverständlich, Chantal musste mich nicht darum bitten, ihr zu versprechen, dass ich irgendjemand davon erzählen könnte.
Und jetzt, da wir sowieso Streit hatten, konnte ich nicht den Jungen küssen, den sie liebte. Ich kam mir so erbärmlich vor. Wieso hatte ich es dazu kommen lassen? Meine ganzen Gedanken wurden durch eine leise, verunsicherte Stimme unterbrochen.
'Melissa?' Oh man. Ich musste ihm es irgendwie erklären.
'Ja?' antwortete ich leise und wich meine Tränen weg. Mein Kopf suchte nach Ausreden. Doch mir wollte keine gute, passende einfallen. Ich ließ mich auf den Boden rutschen. Vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Was um Himmels willen sollte ich ihm sagen? Die Wahrheit konnte ich ihm nicht sagen. Niemals. Das musste wenn, Chantal selber machen. Chantal. Wieder fing ich an zu weinen. Ich musste mit ihr sowieso reden. Und meine Eltern anrufen, ihnen sagen, dass ich früher nach Hause kommen würde. Auf dem schnellsten Weg, direkt morgen früh. Damit ich das alles hinter mir lassen kann.
'Hab ich was falsch gemacht? Geht’s dir gut? Kann ich rein kommen?' Seine Stimme, leise und immer noch sehr verunsichert. Gott, hilf mir. Es war mir so peinlich. Mir war es jetzt egal, ich konnte ihn nicht länger da draußen stehen lassen. Ich rappelte mich auf und legte meine Hand an den Türgriff. Ich zögerte, aber ich konnte schließlich nicht anders. Ich öffnete ihm die Tür, versucht ihn nicht anzusehen setzte ich mich auf die Badewannenkante. Jetzt sah ich ihn an...
'Du hast gar nichts falsch gemacht.' Mir gelang es, jedes einzelne Wort zu betonen. 'Ich hab keine Ahnung, was das da grade war und ich komm mir sehr sehr dumm vor. Ich weiß gar nicht was ich jetzt sagen soll, geschweige denn tun soll. Ich habe 100 Gedanken, die ich nicht richtig ordnen kann. Ich hätte nicht her kommen sollen. Es tut mir leid, alles.' Wieder fing ich an zu weinen. Ich wollte es nicht, aber die Tränen hielten sich nicht länger zurück. Es war grauenhaft. Wieso redete ich so viel Zeug? Zeug das ihn nicht interessieren durfte, er hatte viel wichtigeres zu tun. Er kam auf mich zu, wollte mich in den Arm nehmen, erst wollte ich nicht, doch dann ließ ich es geschehen.
'Oh man. Was soll ich jetzt sagen, mhm? Es ist gut das du gekommen bist. Ich würde sagen, gleich gehen wir zu Chantal du redest mit ihr und dann vertragt ihr euch. Danach könnten wir zusammen zu Denis, er sagte, er hat nichts dagegen, wenn ich jemanden mitbringe, im Gegenteil er würde sich freuen und... ich mich auch.' Auch wenn ich es nicht sah, merkte ich regelrecht, wie er ein kleines Lächeln zustande brachte. Das einzigste was ich raus bekam, war ein leises 'Sorry, wirklich.' Ich wollte mich nicht mehr erklären. Ich hatte schon viel zu viel gesagt. Ich würde mit ihm jetzt zu Chantal gehen und dann naja, zur Party, hatte ich jetzt eigentlich keine Lust. Ich löste mich aus der Umarmung und trocknete meine Tränen erneut.
'Gehen wir?' fragte ich. Basti nickte. 

1 Kommentar: