Montag, 17. Oktober 2011

Teil 40 - Kopf vs. Herz.

Die eigentlich kurze Zeit zog sich ewig. Dann fing es auch noch an, etwas zu regnen, aber zum Glück nicht viel, außerdem würde ich ja gleich in dem warmen Zug nach Hause sein. Um die Zeit schneller um zu bekommen, nahm ich mein Headset aus der Tasche, damit ich Musik hören konnte. Das half ziemlich gut und so blieben auch meine dämlichen Gedanken fern. Auf dieser Ampel sah ich, dass mein Zug jeden Moment kommen müsste, also stand ich schon mal auf. Jetzt hörte ich ihn auch schon. Jetzt standen auch andere Passagiere auf, die sehr wahrscheinlich auch mit diesem Zug fahren wollten. Nun konnte ich ihn auch sehen, schnell ging ich das kurze Stück zu dem weißen Streifen. Ein seltsames Gefühl lag in meinem Bauch. War es richtig, dass ich einfach fuhr? Irgendwem irgendwas zu sagen? Ja, ja war es. Ich brauchte mir nichts anderes einzureden. Ich hätte erst gar nicht hier her kommen sollen. Dann hätte ich auch nicht dummes Zeug machen können. Der Zug fuhr jetzt in den Bahnhof ein. Der Wind, der durch die hohe Geschwindigkeit aufkam, wirbelte durch meine Haare. Mit quietschenden Rädern kam der Zug nun endlich zum stehen. Es waren nicht viele Leute, die hier ausstiegen.
Plötzlich hörte eine Stimme. Naja, nichts außergewöhnliches, schließlich waren hier viele Leute, aber diese Stimme kam mir so seltsam bekannt vor. Bevor ich in den Zug stieg, drehte ich mich noch einmal um. Und dann sah ich die Person, dessen bekannte Stimme ich eben gehört hatte. Basti. Was machte er hier? Woher wusste er wo ich war? Warum ist er hier her gekommen. In meinem Kopf 100 von Fragen. Mein Herz begann sich zu überschlagen. Sollte ich einfach in den Zug steigen und weg fahren? Basti hatte ich bereits verletzt, doch er kam jetzt hier her, aber warum? Mir blieben nur wenige Minuten, die sich aber wie Stunden anfühlten. Was tun? Unfähig mich zu bewegen und Hunderte von Stimmen im Kopf stand ich da. Ahnungslos. Ohne, dass ich hätte irgendwie Reagieren können, zog Basti mich von diesem Zug weg.
'Wieso bist du hier? Warum willst du fahren?' Ich musste einfach nach Hause fahren. Ich hatte keine andere Wahl.
'Lass mich, bitte. Ich hätte nicht her kommen sollen. Dass ich jetzt fahre, ist die einzig Richtige Entscheidung. Hörst du, ich kann nicht anders. Ich habe keine andere Wahl.' Die letzten Worte betonte ich, so gut ich konnte, in der Hoffnung, dass er mich los lassen würde.
'Nein.' Ein einzelnes Wort, dass mich aus der Fassung brachte. Er hatte es ganz locker gesagt. Ein einfaches Nein. Fast schon komisch. Aber auch nur fast. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
'Sebastian. Bitte.' Ich schrie fast. Warum ich so energisch war, weiß ich selbst nicht.
'Du kannst jetzt nicht gehen. Bitte bleib. Nur noch den Tag hier, dann kannst du fahren, wenn du noch willst.' Wieso macht er es mir so schwer. Ich würde gerne bleiben, aber ich musste doch nach Hause, ich konnte doch nicht länger hier bleiben. Chantal. Sie hätte Basti küssen sollen, nicht ich. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte doch sein Bitten nicht einfach ignorieren. Kopf vs. Herz. Hier bleiben und meinem Herz eine Chance geben oder fahren und tun was mein Kopf für Richtig empfindet? 

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