Freitag, 14. Oktober 2011

Teil 38 - Endlich.

Es fühlte sich so gut an, sie endlich nach langer Zeit wieder in die Arme schließen zu dürfen.
'Es tut mir soo leid. Ich weiß nicht warum...' Ich unterbrach sie, bevor sie den Satz beenden konnte.
'Hey, ist doch egal. Hauptsache es ist jetzt alles wieder gut?' Ich löste mich aus ihrer Umarmung und nahm ihre Hand. Verunsichert versuchte ich zu lächeln. Mit ihrem Lachen verflog meine Unsicherheit sofort. Ab jetzt war ich mir 100 prozentig sicher, dass alles wieder so war wie vorher. Nunja. Ansichtssache, schließlich wohnt sie jetzt Kilometer weit weg. Jetzt bemerkte sie auch Basti und umarmte ihn kurz. Sie flüsterte ihm ein leises 'Danke' ins Ohr und kam wieder zu mir.
'Du warst ja noch gar nicht hier, komm ich zeig dir das Haus. Es ist alles so schön geworden. Das einzige was jetzt noch fehlt bist du.' Ja da war sie wieder Meine Chantal. Ich freute mich sehr für sie, anscheinend hatte sie sich gut hier eingelebt. Sie zog mich, mit einem Lachen im Gesicht, an der Hand durch die Tür. Schnell nahm ich, ohne Nachzudenken, Basti an die Hand und zog ihn hinter uns her. Das Haus war wirklich wunderschön. Wir setzten uns in den Garten. Inzwischen hatten sich ein paar Wolken an dem, vorhin wolkenlos blauen, Himmel gebildet, dass es etwas dunkel wurde. Trotzdem saßen wir noch einige Stunden dort und redeten, redeten über alles, was in der letzten Zeit passiert war. Und wir lachten. Nach den vielen Tränen konnte ich das wirklich gebrauchen. Doch immer noch hatte ich ein schlechtes Gewissen. Der Kuss, wenn er auch nicht wirklich lange dauerte, hat er statt gefunden, obwohl ich wusste, dass Chantal, im laufe der Zeit, Gefühle für Basti entwickelt hatte. Ich kam mir so dumm vor. Ich wusste nicht, ob ich es Chantal sagen sollte, wir hatten uns doch erst vertragen. Es kam Wind auf, sodass ich eine Gänsehaut bekam. Da jetzt schon einige Zeit vergangen war, beschloss ich, zum Hotel zu gehen. Ein kurzer Blickwechsel mit Basti verriet mir, dass er jetzt auch gehen würde. Wir gingen ins Haus zurück und verabschiedeten und von Chantal und ihrer Mutter. Es kam mir vor wie früher, als ich nach einem Tag bei Chantal, nach Hause gehen würde und wir uns morgen wieder sehen würden. Den Morgen danach und danach den Morgen. Doch so war es nicht mehr. Ich wollte auch wieder nach Hause fahren, wir hatten uns zwar vertragen, doch der Kuss. Ich musste ihr davon erzählen und dann könnte ich nicht noch länger hier bleiben. Es würde wieder alles ändern. Als Basti und ich die Straße in Richtung zu ihm nach Hause gingen, sprach keiner. Keiner außer meinen Gedanken. Sie wollten mir keine Ruhe lassen. Immer wieder tauchte die Frage 'Wieso?' auf. Wieso hatte ich es verdammt noch mal soweit dazu kommen lassen? Sebastian bemerkte, dass mich irgendetwas beschäftigte. Wir waren noch nicht an seinem Haus angekommen und doch zog er mich auf eine kleine Mauer. Fragend sah ich ihn an. Doch sofort erklärte er, mit einer Gegenfrage. 'Melissa, ich merke, dass dich irgendwas beschäftigt, also brauchst du es gar nicht erst abstreiten. Stattdessen könntest du mir sagen, was es ist? Chantal kann es ja nicht sein, ich mein grade das hat ja eindeutig genug gezeigt, dass ihr euch wieder vertragen habt...'
'Ach, ist doch egal.' Ich suchte nach meinem Handy. Plötzlich nahm er es mir ab. 'Nein ist es nicht.' Erstaunt sah ich ihn an. 'Entschuldigung.' Er gab mir mein Handy wieder. 'Es interessiert mich halt und außerdem möchte ich nicht, dass es dir schlecht geht.' Ein kleines lächeln zeigte sich auf meinen Lippen, aber es hielt nur wenige Sekunden, denn dann holten mich meine Gedanken und somit mein schlechtes Gewissen wieder ein.
'Der Kuss.' Ich sprach sehr leise, fast unhörbar, doch er Verstand. Erneut entschuldigte er sich. 'Sorry, ich weiß nicht...' Ich unterbrach ihn, bevor er weiter reden konnte.
'Es hätte nicht passieren dürfen.' Ich sprach leise, aber versuchte jedes einzelne Wort zu betonen. Doch vergebens. Es gelang mir nicht, da ein Unterton, den ich selbst nicht deuten konnte, mit durchdrang. Den Blick, den er jetzt ins leere warf, konnte ich ebenfalls nicht deuten. Er sagte nichts. Also unterbrach ich die Stille, indem ich tief einatmete. Keine Reaktion von seiner Seite. Ich berührte mit meiner rechten Hand seine Wange. Mein Herz überschlug sich ein paar mal, doch ich ignorierte es. Ich wollte das er mich ansieht. Als ich ihm dann endlich in die Augen sehen konnte, ließ ich meine Hand sinken. 'Nicht, weil ich es nicht wollte... Unter anderen Umständen, wäre es... wie soll ich sagen? … Angemessen gewesen. Mensch.' Ich stand auf. 'Ich kann das einfach nicht erklären. Ich sollte jetzt auch besser gehen.' Sein verwirrter Gesichtsausdruck verriet mir, dass er es nicht verstand, aber ich wollte jetzt nicht mehr darüber reden. Ich musste es vergessen, auch wenn ich das nicht konnte. Ohne ein weiteres Wort stand auch er auf und wir gingen gemeinsam, den, nur noch kurzen Weg, zu ihm nach Hause. 

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