Sonntag, 18. September 2011

Teil 11 - Ein etwas anderer Schultag.

Am nächsten Morgen lies uns Melissas Wecker aus unserem Schlaf hochschrecken. Verwirrt sahen wir uns an. Unsere Augen waren noch ziemlich geschwollen, von den vielen Tränen die wir am Abend vergossen hatten. Als mir dann schließlich wieder einfiel, warum wir so viel geweint hatten, fingen sofort wieder an Tränen über meine Wangen zu laufen. Melissa wusste nun wirklich nicht mehr was sie tun oder sagen sollte, es war schrecklich, wie konnte meine Mutter mir beziehungsweise uns so etwas antun? Sie wusste doch das wir nicht ohne einander konnten. Was will ich machen, ich musste mit. Es gibt einfach keine andere Lösung. Schnell wischte ich meine Tränen weg und lief ins Bad um mich schnellst möglich zu duschen und fertig zumachen. Schließlich wollte Melissa auch noch ins Bad. Also konzentrierte ich mich darauf, mich zu beeilen, dass half mir wenigstens nicht die ganze Zeit darüber nachzudenken, dass wir nicht mehr sehr viel Zeit zusammen hatten. Ich ging zurück in mein Zimmer, wo mich Melissa schon erwartete, direkt lief sie ins Bad, doch vorher umarmte sie mich und sagte sie würde schnell machen, um dann gleich wieder bei mir zu sein. Ich nickte und mir kamen gleich wieder Tränen in die Augen. Wieso? Ich versteh es nicht, ich kann doch nicht ohne meine Melissa weg. Wie soll es werden, ohne sie. Ich kann mir nicht vorstellen, sie, nach dem Umzug, nie wieder zu sehen. Das darf einfach nicht sein. Ich wollte es nicht einsehen. Melissa kam wieder, ihre Haare waren noch halb nass. Doch das war egal, ich wollte sie einfach nur in den Arm nehmen, schließlich hatten wir nicht mehr lange, wo wir uns umarmen konnten. Nun standen wir da und umarmten uns, sagten nichts, hielten uns einfach nur fest. Meine Mutter kam rein, wahrscheinlich wollte sie uns erinnern, dass wir zum Bus müssen, doch als sie uns sah, schaute sie nur kurz und drehte sich sofort wieder rum und ging. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen wir uns los. Wir mussten ja zur Schule, auch wenn es nicht mehr lange war und wir nur noch einige Dinge für unsere Abschlussfeier vorbereiteten. Unterricht war das jetzt nun nicht mehr. Trotzdem mussten wir hin. Also gingen wir langsam zur Bushaltestelle, wieder redeten wir nichts. Als wir an der Bushaltestelle ankamen stand der Bus schon dort, schnell liefen wir uns stiegen ein. Wir setzten uns und hörten Musik. Jeder  von uns schien über irgendetwas nach zu denken. Plötzlich schauten wir uns an, nahmen unsere Kopfhörer aus unseren Ohren und fingen gleichzeitig an zu reden. Wir mussten lachen. Es tat gut, nach den vielen Tränen endlich mal wieder zu lachen. Ich wollte, dass Melissa zuerst redet, also fing sie an. " Hör zu ich hab grad nachgedacht und ich finde, dass wir heute nicht zur Schule gehen sollten. Heute ist so ein schönes Wetter und Unterricht machen wir doch sowieso nicht, also was soll's? Wir gehen einfach an den See und machen uns einen schönen Tag, schließlich haben wir von denen nicht mehr viele..." Melissas lächeln verschwand und fragend sah sie mich an. Also antworte ich schnell. " Das gleiche wollte ich grade auch vorschlagen! Das sollten wir echt tun, dann können wir auch noch ein Mal in ruhe über.. alles reden..." Melissa verstand sofort was ich mit -über alles reden- meinte. Sie nickte. Wir stiegen an der nächsten Haltestelle aus. Von hier war es nicht mehr so weit bis zum See. Am See angekommen legten wir uns Kopf an Kopf auf den Rasen und schauten in den Himmel, wie die Wolken langsam an uns vorbeizogen. Nun unterbrach ich die Stille und setzte mich auf, Melissa sah mich fragend an und ich gab ihr ein Zeichen sich aufzusetzen, als ich sie ansah, fing ich an zu reden... über das, was kommen würde, wenn ich weg bin. Es gab bestimmt angenehmere Themen, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich konnte mir einfach ein leben in einer anderen Stadt ohne sie nicht vorstellen. Sie sah es genauso, denn sie fing an. "Chantal, ich weiß nicht wie es sein wird, ich kann es mir nicht vorstellen, wie es ist ohne dich! Ohne dich an der Bushaltestelle ohne dich Mittags ohne dich IMMER ! Wie soll ich das denn machen? "  "Oh Süße, mir geht es doch genauso, ich bin in einer fremden Stadt, ich kenne dort niemanden, neue Schule, alles neu und du bist nicht da, das ist das schlimmste. Wir müssen das einfach hinbekommen. Ohne dich geht es nicht." Wir sahen uns an und schon wieder kamen Tränen, diesmal bei Melissa. Ich nahm sie in den Arm und fing auch an zu weinen. So saßen wir eine lange Zeit, bis Melissa sich aus der Umarmung löste und in ihrer Tasche nach etwas zu suchen anfing. Als sie fündig wurde reichte sie mir ein Taschentuch und sagte: " Süße, Schluss mit der Heulerei. Wir können doch sowieso nichts ändern. Es wird eine schwere Zeit, keine Frage, aber die Zeit, die wir noch haben, sollten wir genießen." Sie stand auf, krempelte ihre Hose hoch und zog ihre Schuhe aus. Ich tat das gleiche. Jetzt nahm sie meine Hand und wir liefen zusammen in Richtung See.

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